Oper „Stallerhof“ in Klagenfurt: Tiefe Blicke in menschliche Abgründe

Kultur

Mitreißende Aufführung von „Stallerhof“ von Gerd Kühr am Stadttheater Klagenfurt.

Von Helmut Christian Mayer

Gleich von Anfang an weiß Gerd Kühr mit seinen mehrschichtigen und komplexen Klängen die Handlung und die Sprachlosigkeit der Akteure zu illustrieren. Denn die Musik schreit, bohrt, ist radikal, bäumt sich auf. Ein wenig süßelt sie auch, ist melodiös und man hört Anklänge an Kinderlieder, Volks- und Kirchenmusik: Mit seiner ersten, 1988 in München uraufgeführten Oper „Stallerhof“, es sollten noch drei weitere folgen, ist dem aus Kärnten stammenden Komponisten ein großer Erfolg gelungen, denn das Werk wurde immerhin bis dato in zwölf unterschiedlichen Produktionen gezeigt. 

Die Handlung beruht auf einem Theaterstück von Franz Xaver Kroetz. Jetzt wird die Oper am Stadttheater Klagenfurt vom 22-köpfigen Kärntner Sinfonieorchester unter dem exakt zeigenden Mitsugu Hoshino vielschichtig, nuancenreich und hochkonzentriert wiedergegeben.

Es ist keine leichte Kost, die da vorgesetzt wird. Denn hinter der Fassade am Stallerhof verbirgt sich Gewalt und Vergewaltigung, aber man spricht nicht darüber, denn jede Sünde muss verheimlicht bleiben. Wir finden uns am Rande der Gesellschaft, wo dies zum Alltag gehört. Das Stück erzählt vom Leben der vermeintlich zurückgebliebenen Bauerntochter Beppi, die von ihren Eltern unterdrückt und missachtet wird. Sie wird von Sepp, dem wesentlich älteren Knecht, mehrfach vergewaltigt und dann schwanger.

Sophie Springer zeigt in ihrer exzellenten Inszenierung einen zugespitzten, radikalen Realismus, mit präziser Personenführung, vielen Ideen und drastischen, unter Haut gehenden Momenten auf zwei Ebenen. Denn unter einer einfachen, rustikalen Bauernküche befindet sich in einem gefängnisartigen Käfig, das Zimmer der Beppi, in das sie immer zur Strafe verbannt wird. Diese zündet auch entgegen dem vorgesehenen Schluss zum Finale das Haus an.

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Beppi wird von Katharina Ruckgaber glaubhaft naiv, ängstlich, sich nach Lieben sehnend grandios gespielt und gesungen. Wie auch die anderen Protagonisten singt sie wortdeutlich und wie vorgesehen im Dialekt. Matthias Störmer ist als Knecht Sepp ebenfalls sehr präsent, triebhaft gezeichnet und singt ihn mit facettenreichem Bariton. Sarah Alexandra Hudarew ist die Stallerin, die besonders bösartig ihre Tochter quält und tadellos singt. Stephen Chaundy fällt als Bauer Staller forcierend etwas ab. Drei glasklar singende Solistinnen aus dem Chor des Stadttheaters, Nadia Petrova, Sun Mi Kim, Satoko Narumi, sind meist kommentierend und beobachtend aus drei Fenstern der hinteren Holzwand wie in der griechischen Tragödie mit Bibeltexten zu hören.

Stehende Ovationen!

Kurier-Wertung: Vier Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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