
Michael Wolkenstein hat als Produzent Film- und Fernsehgeschichte geschrieben. Mit seiner Satel Film produzierte er urösterreichischen Kult und wahre Publikumshits. Für sein prägendes Wirken über Jahrzehnte hinweg erhält Wolkenstein bei der Branchen-Verleihung 2025 am 29. November in Kitzbühel die Platin-ROMY für das Lebenswerk.
In den Bergen also, obwohl die Entscheidung, eine neue Filmfirma zu gründen, passenderweise in Cannes gefallen ist, die Füße im Meer. So erinnert sich Michael Wolkenstein an den Moment, in dem Anfang der 1970er die Gründung der Satel Film beschlossen wurde.
„Kottan“ und „Piefke-Saga“
Ein halbes Jahrhundert später sitzt der Produzent in Wien und blickt auf ein Berufsleben zurück, das sich von der Farbfernseh-Euphorie nach der Schwarz-Weiß-Ära bis ins Streaming-Zeitalter spannt. Ein Leben, in dem der Name Satel zum Synonym für einige der prägendsten und auch publikumsträchtigsten österreichischen Film- und TV-Produktionen geworden ist: von „Kottan“ und die „Piefke-Saga“ über „Schüler Gerber“ und „38“ bis hin zu Serien wie „Schlosshotel Orth“ und später „SOKO Donau“, das sein Nachfolger Heinrich Ambrosch höchst erfolgreich weiterentwickelte.
Seit der Gründung seiner Produktionsfirma hat sich die Medienwelt radikal verändert. Gibt es da überhaupt etwas, das gleich geblieben ist? Ja, sagt der 85-Jährige: Geschichten. „Mich hat ursprünglich fasziniert, eine Geschichte zu erzählen, bei der viele Leute zusehen. Schlicht und einfach simpel“, sagt er.
Robin Consult/Andreas Lepsi
Bevor es Satel Film gab, war Wolkenstein geschäftsführender Gesellschafter der Sascha-Ufa-Werbefilm, in den 1960er-Jahren die wohl größte Werbeproduktion des Landes. „Wir hatten in der Werbung sehr gut verdient“, erinnert er sich. Aber ihn reizte das Fernsehen – was damals nur hieß: öffentlich-rechtliches Fernsehen. An die Sender trat die Satel Film auf ungewöhnliche Weise heran: Man entwickelt selbst Stoffe, sucht sich internationale Partner, finanziert vor, produziert – und bietet den Sendern dann Lizenzen oder Co-Produktionen an. Zu Stoffen, die teils heute als Klassiker der heimischen TV-Geschichte gelten, damals aber auf eine Art polarisierten, wie es heute kaum möglich erscheint.
„Kottan“, etwa. Da wurde er, erzählt Wolkenstein, sogar zu einem parlamentarischen Ausschuss zitiert, „das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Ich war damals um die 30, wohlgefühlt hab ich mich nicht“, sagt er mit einem Lachen. Der Vorsitzende wandte sich an den damaligen Polizeipräsidenten, in der Erwartung, dass dieser in die Kritik an „Kottan“ einstimme. Doch der sagte laut Wolkenstein: „Na ja, ich weiß nicht, warum du dich so aufregst. Ich finde es lustig, dass man über uns lächeln und schmunzeln kann und nicht, dass wir die Bösen sind.“
Tirol, not amused
Für Wolkenstein ist dieser Satz bis heute eine Art Leitmotiv: Das Selbstbild eines Landes entscheidet sich daran, ob es über sich lachen kann. Was es, zu Beginn, auch bei der „Piefke-Saga“ nicht konnte. Die Ausstrahlung löste in Tirol heftige Proteste aus, Lokalpolitiker empfanden sich und ihr Land verspottet. Auch dort musste er sich vor der Politik rechtfertigen, verteidigt sei er nur von einem führenden Touristik-Werber geworden. Erst im Rückblick setzte sich die Einsicht durch, dass die Serie „die beste Werbung für Tirol“ geworden sei.
Mittlerweile können die Tiroler über sich lachen, sagt er. Später sollte er in die Gründung des Filmfestivals Kitzbühel federführend involviert sein – und …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



