Aufgrund der unsicheren Budgetlage gibt es derzeit einen Förderstopp bei der ÖFI+-Schiene für Kinofilme. Nach zwei Jahren offenbart dies auch Fallstricke des neuen Filmfördermodells.
Viel besser könnte das Jahr für den österreichischen Film eigentlich nicht beginnen. Zuerst verkünden KURIER und ORF, dass der Film- und Fernsehpreis ROMY dieses Jahr (in Kitzbühel) weitergeht. Dann wird bekannt, dass auf der Berlinale zehn Filme mit österreichischer Beteiligung laufen werden, angeführt von Johanna Moders „Mother’s Baby“ im Hauptwettbewerb.
Doch wenn das große Filmfestival Mitte Februar in Berlin beginnt, gibt es im dort installierten Austrian Film Hub wohl auch Unangenehmes zu berichten. Es herrscht plötzlich angespannte Stimmung, eine Krisensitzung folgt der nächsten.
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Präsentation des neuen Filmanreiznodells am 5. Juli 2022: Medienministerin Susanne Raab (ÖVP), Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP)
Am 15. Jänner informierte das Österreichische Filminstitut (ÖFI) etwas schmallippig auf seiner Webseite: „Nachdem derzeit nur ein Budgetprovisorium für das Jahr 2025 vorliegt, ist momentan keine Antragstellung für ÖFI+ möglich.“ Was konkret heißt: Aus diesem zentralen Förderprogramm fließt kein neues Geld für Kinofilme. Und das, nachdem noch vor zwei Jahren das neue Filmfördermodell zurecht dafür gepriesen wurde, dass die Gelder nicht mehr eng begrenzt sind.
Was war geschehen?
„Kernpunkt des Ganzen ist, dass ÖFI+ wirklich ein Erfolgsmodell ist und sehr attraktiv auch für internationale Produktionen“, sagt ÖFI-Direktor Roland Teichmann zum KURIER. Attraktiv sei vor allem die Automatik und der sogenannte Wertschöpfungsbonus. Dieser bezuschusst alle internationalen Koproduktionen, die mindestens 100.000 Euro mehr in Österreich ausgeben als der heimische Produktionsanteil beträgt – mit bis zu 60 Prozent auf diesen Überschuss.
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ÖFI-Direktor Roland Teichmann: „Interesse an österreichischen Fördergeldern ist explodiert“
Deutsches Interesse
Vor allem Produktionsfirmen aus Deutschland griffen bereitwillig zu, weil die Fördersituation dort zuletzt nicht die beste war. Beim Nachbarn blickte man neidisch auf das österreichische Filmanreizmodell. Erst im Dezember 2024 zog man hier gleich. Im deutschen Bundestag wurde beschlossen, den bisherigen Zuschuss von 20 Prozent auf (analog zu Österreich) 30 Prozent aufzustocken.
Da war das Interesse an den österreichischen Fördergeldern aber längst „explodiert“, wie es Teichmann ausdrückt. „Was auch dazu geführt hat, dass viele deutsche Großproduktionen nach Österreich verlagert worden sind.“ Dies betraf Kinokomödien wie „Der Spitzname“ oder „Der Vierer“.
An sich ist das gut, weil eine ansehnliche Wertschöpfung generiert wird, die an den heimischen Fiskus zurückfließt. Doch die große Nachfrage führte dazu, dass das ÖFI sogar einen beträchtlichen Vorgriff auf das Budget 2025 (das insgesamt 37,5 Mio. Euro beträgt) machen musste, um die Gelder für Anträge aus dem Vorjahr zusagen zu können. Schließlich war es auch das Ansinnen der türkis-grünen Regierung, die Gelder dem Sinn nach ungedeckelt bereitzustellen, um ein betont verlässliches System zu schaffen.
Budget 2025 noch offen
Die Anträge hätten alle Prognosen übertroffen, sagt Teichmann. Nun fehle aber die nötige Bedeckung, um weitere Anträge annehmen zu können. Im fürs ÖFI zuständigen Kulturministerium heißt es auf Anfrage, das Kulturbudget werde fortgeschrieben, aber: „Vor dem Hintergrund der von den nun regierungsverhandelnden Fraktionen angekündigten möglichen Veränderungen ist die Höhe des künftigen Budgets völlig offen. Daher muss das Kulturministerium mit dem im Rahmen des Provisoriums verfügbaren Budget besonders …read more
Source:: Kurier.at – Kultur