Die erste Ausgabe der neuen ORF-Diskussionssendung mit dem neuen ÖVP-Chef Stocker kam auf um zwei Drittel höhere Quoten als zuletzt die Vorgängersendung „Im Zentrum“.
*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*
„Das Gespräch“ startet recht flott. Am Beginn steht keine pompöse Titelmelodie, Susanne Schnabl unmittelbar nach der Werbung ein mit dem Sendungsthema „Vom Gegner zum Partner?“ und stellt die Grundfrage vor: „Macht die ÖVP Herbert Kickl entgegen aller Wahlversprechen zum ersten freiheitlichen Bundeskanzler Österreichs?“ Ob und wie sich das ausgehe.
Der kurze Jingle reicht dann gerade aus, dass Schnabl selbst am Tisch Platz nimmt, wo bereits ihre Gäste sitzen. Der neue ÖVP-Chef Christian Stocker, die ehemalige Nationalratsabgeordnete Irmgard Griss (Neos) sowie die Strategieberaterin und ehemalige Kanzlersprecherin von Wolfgang Schüssel (ÖVP), Heidi Glück.
In dem in rostrot bis braunen Farbtönen gehaltenen Studio nehmen ein bis vier Gäste rund um einen sechseckigen Tisch Platz. Dieses Setting erinnert ein wenig an jenes von „Caren Miosga“ in der ARD.
Quotenmäßig guter Start
Bis zu 613.000 und im Schnitt 558.000 Politik-Interessierte wollten das sehen, das bedeutet 29 Prozent Marktanteil (Zielgruppe 12+) für die erste Ausgabe der neuen Talksendung. Der ORF sprach von der besten Quote auf dem Sonntagabend-Sendeplatz (ohne die Spezial-Ausgaben zur Bundespräsidenten-Wahl) seit April 2022. Zum Vergleich: Die letzte Ausgabe von „Im Zentrum“ mit Claudia Reiterer sahen im Schnitt 355.000 Zuseherinnen und Zuseher, was einem Marktanteil von 21 Prozent entsprach. Der Jahresschnitt 2024 war bei 339.000 Zusehern gelegen. Gesamtschnitt der vergangenen acht Jahre unter der Moderation von Reiterer betrug 454.000 Zuseher. Auf welchen Werten sich „Das Gespräch“ in innenpolitisch weniger turbulenten Zeiten – falls es solche wieder einmal gibt – einpendeln wird, gilt es zu beobachten.
Der neue ÖVP-Chef verteidigte in der neuen ORF-Diskussionssendung seine Kehrtwende hin zur FPÖ. Er und seine Partei müssten nun daran arbeiten, die eigene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, nachdem sie trotz mehrfacher gegenteiliger Bekundungen doch in Verhandlungen mit Herbert Kickl eingestiegen war. „In meiner Familie“ sei das bereits gelungen, sagte Stocker. Nun wolle er auch den Rest der Österreicherinnen und Österreicher von der Notwendigkeit dieses Schrittes überzeugen.
Bereits am Wochenende hatte Stocker in mehreren Interviews gesagt, seine Reputation hätte unter der Kehrtwende hin zur FPÖ gelitten. Galt Stocker im Wahlkampf noch als einer von Kickls schärfsten Kritikern, verhandelt er seit dem Scheitern der Gespräche mit SPÖ und Neos mit dem FPÖ-Chef eine neue Regierung.
Stocker: SPÖ wäre auch ausgestiegen
Seine Haltung dem blauen Parteichef gegenüber habe sich aber nicht geändert: „Ich weiß was ich gesagt habe, und ich stehe zu dem was ich gesagt habe. Und ich weiß auch, dass ich jetzt etwas mache, was ich vorher gesagt habe, das ich nicht tun werde“. Einmal mehr gab er am Platzen der Gespräche zu dritt der SPÖ, allen voran Parteichef Andreas Babler, die Schuld. Neu war aber die Behauptung, die SPÖ habe am Tag des Neos-Ausstiegs am 3. Jänner selbst die Verhandlungen verlassen wollen. Die ÖVP sei also am 4. Jänner lediglich diesem Schritt zuvorgekommen, so Stocker.
Glück bezeichnet ÖVP als „profillos“
Irmgard Griss findet die Aussicht auf Herbert Kickl als Kanzler „jedenfalls nicht beruhigend“. Glück ging mit Stocker und der …read more
Source:: Kurier.at – Kultur