Resonanzen: Die Musik der Alten Meister

Kultur

Das Alte-Musik-Festival erinnert heuer an Thomas Bernhard.

Von Susanne Zobl

Das Festival für Alte Musik „Resonanzen“ rückt heuer Thomas Bernhard ins Zentrum. Sein Roman „Alte Meister“, der vor 40 Jahren erschien, bildete zur Eröffnung eine erste Brücke mit einer Lesung von Sylvie Rohrer und Martin Schwab – begleitet von Paolo Pandolfo (Viola da gamba). In logischer Konsequenz stand auch eine Kopie von Tintorettos „weißbärtigem Mann“ auf der Bühne, als der famose Countertenor Maximilano Danta Musik von Frescobaldi, Monteverdi und deren Zeitgenossen vortrug. Er faszinierte mit seiner flexiblen Stimme und als Musiker an der Seite von Eleonora Ghiringhelli (Viola da gamba) und Andrea Marchiol. Einziger Einwand: Diesem Sänger hätte man mehr Platz einräumen können als ein Vorspiel im nur teilweise geöffneten Großen Saal.

Wenn von Thomas Bernhard und Musik die Rede ist, dürfen natürlich auch Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“, ein wesentliches Element im Roman „Der Untergeher“, nicht fehlen. Der Cembalo-Virtuose Jean Rondeau ließ jedoch keine Zeit, an Literatur zu denken, denn er weiß, wie man das Publikum in seinen Bann zieht. Wie in Zeitlupe zelebriert er jeden Ton, bis er zum Wesentlichen vordringt.

Dekonstruktion

Dann endlich Bach, doch nicht pur, über weite Strecken erinnert Rondeaus Spiel an eine Art musikalisches Regietheater, wie eine Dekonstruktion. Sein freier Umgang mit Tempi verblüfft. Manche Triller stellt er wie erratische Blöcke in den Raum, immer wieder überrascht er mit überbordenden Verzierungen, legt lange Pausen ein. Wie ein goldener Lichtschimmer leuchtet Bachs „Aria“ heraus.

Rondeaus Spiel hat etwas von einem Marathon, der sehr eigenwillig Bachs Kosmos ergründet. Am Ende ist man fasziniert und etwas ratlos. Man kann diesen Künstler nur feiern oder ablehnen, dazwischen gibt es nichts. Nicht entgehen lassen sollte man sich das Konzert am Bernhard’schen „Originalschauplatz“ im Kunsthistorischen Museum, „Tintoretto und die Musik II“ (23. 1.) mit Lucine Musaelian (Viola da gamba, Gesang) und Nathan Giorgetti (Viola da Gamba) und Händels Oratorium „Susanna“ mit Jonathan Butt am Pult des Dunedin Consorts (26. 1. im Konzerthaus). www.konzerthaus.at

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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