Der gefeierte Sänger aus Albanien präsentierte in Wien sein neues Album und ist zwei Mal im Konzerthaus zu hören – ein Gespräch über Rollen, Regisseure und Nostalgie.
Er war seit Saisonbeginn schon in zwei wichtigen Rollen und mit viel Erfolg an der Wiener Staatsoper zu hören: Als Macduff in Verdis „Macbeth“ und als Rodolfo in Puccinis „La Bohème“. Am 11. November singt er mit Angela Gheorghiu, in jeder Hinsicht eine der letzten großen Diven des Opernbetriebs, ein Galakonzert im Wiener Konzerthaus. Und am 7. Dezember ist er ebendort in Verdis Requiem mit dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter der Leitung von Daniel Harding zu hören – der Tenor Saimir Pirgu ist in Österreich erfreulicherweise gerade wieder sehr präsent.
Soeben stellte der 1981 in Elbasan/Albanien geborene Sänger in Wien auch seine neue CD vor. Sie trägt den Titel „Saimir“, ist bei „Opus Arte“ erschienen, wurde in Valencia aufgenommen und vereint Arien, die von seinem ehemaligen Freund und Mentor Luciano Pavarotti inspiriert und auch eine Hommage an jene Länder sind (Italien, Frankreich, Russland, Spanien, Albanien etc.), mit denen er besonders verbunden ist.
Mentor und Lehrer
Zu Luciano Pavarotti erzählt Pirgu im Gespräch mit dem KURIER auch gleich eine Geschichte: „Ich habe, nachdem ich im Jahr 2002 Gesangswettbewerbe in Mailand und in Lecce gewonnen habe, mit Giuseppe Di Stefano geredet, und er hat zu mir gesagt: Du siehst aus wie ich, singst aber wie Pavarotti.“ Das dürfte aus Di Stefanos Mund nicht nur ein Kompliment gewesen sein. Pavarotti wiederum war auf Anhieb hingerissen von Pirgus Stimme und wurde zu seinem Lehrer.
Seither hat der Tenor Weltkarriere gemacht. Seinen künstlerischen Durchbruch schaffte er im Jahr 2004, also genau vor 20 Jahren. Da debütierte er an der Wiener Staatsoper in Donizettis „L’elisir d’amore“, in Salzburg in „Così fan tutte“ unter Philippe Jordan. Auch mit Claudio Abbado arbeitete er in diesem Zeitraum zum ersten Mal. Später kamen zahlreiche andere große Dirigenten dazu, von Nikolaus Harnoncourt bis Zubin Mehta, Riccardo Muti oder Christian Thielemann. Ein besonderes Erlebnis war für ihn die Zusammenarbeit mit Regisseur Woody Allen für Puccinis „Gianni Schicchi“ 2008 in Los Angeles: „Eine superschöne Zeit, und Woody Allen ist genial, liebt Puccini und war sehr nett.“
Ausflug zu Wagner
Dem lyrischen Repertoire ist Pirgu bisher stets treu geblieben. Begonnen hat er mit Donizetti und Mozart, dann kam Puccini dazu, mittlerweile singt er auch Don José oder Hoffmann. Und während der Corona-Zeit studierte er eine Rolle, die er ebenso bald auf die Bühne bringen will: Richard Wagners Lohengrin. Auch das sollte gut zu seiner Italianità passen. „Covid war für mich in dieser Hinsicht sogar perfekt“, sagt Pirgu. „Ich hatte genügend Zeit, um Neues zu lernen.“
Erfolg im Opernfach zu haben, benötige heute wesentlich mehr Marketingaufwand als noch vor einigen Jahren. „Wir leben in einer Zeit des Konsumismus. Da braucht es dauernd irgendetwas Neues, auch um neues Publikum zu erreichen. Aber Oper tut sich zum Beispiel auf Social Media schwer. Oper ist langsam, eine andere Welt, da geht nicht alles so schnell.“ Auch Intendanten müssten verstehen, dass es lange brauche, um Stars aufzubauen. „Es …read more
Source:: Kurier.at – Kultur