Salzburger Festspiele: Ein „Geschenk“ und eine Reißleine

Kultur

Intendant Markus Hinterhäuser hat die Zusammenarbeit mit Schauspielchefin Marina Davydova beendet. Am Dienstag wird das Programm 2025 präsentiert.

Bei den Salzburger Festspielen werden seit der Pensionierung von Langzeit-Präsidentin Helga Rabl-Stadler mit Jahresende 2022 eher erratische, nicht wirklich nachvollziehbare Entscheidungen getroffen. Denn für Intendant Markus Hinterhäuser ist Kristina Hammer, die neue Präsidentin, weder eine Instanz noch ein Korrektiv. Er scheint im Direktorium nach Gutdünken schalten und walten zu können.

Ende November 2022 beriefen die Festspiele die russische Theaterwissenschafterin Marina Davydova zur Schauspielchefin ab dem 1. Oktober 2023; der Vertrag wurde für drei Jahre abgeschlossen. Hinterhäuser hatte bereits 2016, als er Intendant der Wiener Festwochen war, mit Davydova zusammengearbeitet. Und im Mai 2023 ließ er es sich nicht nehmen, der Uraufführung von Davydovas Geschichtsunterricht „Museum der nicht gezählten Stimmen“ bei den Festwochen beizuwohnen – trotz gesundheitlicher Probleme. Davydova war offensichtlich seine Wahl.

Und nun, nach nur einem Festspielsommer, wurde sie gefeuert.

Klare Regeln

Hinterhäuser sagte dazu in Ö1-Mittagsjournal, dass man deren nicht angemeldete Nebentätigkeit für das Berliner Theaterfestival „Voices“ als Entlassungsgrund gewertet habe: „Es gibt vertragliche Verpflichtungen, und an diese Verträge muss man sich halten. Und es gibt ganz klare Regeln für Nebenbeschäftigungen.“

Andere Gründe – wie künstlerische Differenzen oder atmosphärische Störungen der Zusammenarbeit – hätte es keine gegeben: „Marina Davydova ist alles, alles erklärt worden, wie die Festspiele funktionieren, was für Parameter hier herrschen. Ich habe mit Marina Davydova vereinbart, dass wir das Theater internationalisieren. Allerdings gibt es da auch Regeln und Spielregeln, von denen sie wusste und die sie akzeptiert hat.“

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„Jedermann“ neu

Und dann fiel noch der Satz: „Ich persönlich habe ihr auch sehr geholfen, indem ich, ich, ihr einen neuen Jedermann geschenkt habe.“

Es handelte sich tatsächlich um ein großzügiges „Geschenk“ im Rahmen des subventionierten Festivals. Hinterhäuser negierte, dass es mündliche Vereinbarungen mit dem „Jedermann“-Team des Jahres 2023 und einen aufrechten Zweijahresvertrag mit Michael Maertens gab: Nach nur einer Saison beauftragte er eine Neuproduktion. Mit welchem Defizit sich diese Entscheidung zu Buche schlug, wurde nicht bekannt gegeben.

Aber Hinterhäuser behielt – wieder einmal – recht: Der „Jedermann“ des Sommers 2024, inszeniert von Robert Carsen, war ein Ereignis und mehrfach überbucht. Das übrige Schauspielprogramm (ausschließlich Koproduktionen) fiel vergleichsweise dürftig aus.

Und es war klar: Davydova würde ihr prononciertes, aber kaum festspieltaugliches Konzept weiterverfolgen. Um langfristig Schaden abzuwenden, dürfte Hinterhäuser die Reißleine gezogen haben.

Die Begründung mit der nicht gemeldeten Nebentätigkeit wirkt aber trotzdem bemüht. Denn das Voices Performing Arts Festival, das von 2. bis 29. November stattfand, ist ein Low-Budget-Nischenprogramm – und sicher keine Konkurrenz zu den Festspielen. Es bot eben russischen Exilkünstlern in Berlin eine Plattform.

Mehr war es nicht

Karsten Witt, der Organisator, kommt im Gespräch mit dem KURIER aus dem Staunen nicht heraus: „Es war naheliegend, Marina Davydova als Expertin anzusprechen. Sie hat uns Ratschläge gegeben und mit Kontakten weitergeholfen. Mehr war es nicht. Sie ist weder aufgetreten, noch ist sie von uns bezahlt worden.“ Es war, wie es scheint, bloß eine Gefälligkeit aus Verbundenheit zur russischen Kulturszene.

Ein Riesenthema

Die Probleme der Festspiele werden sich mit Davydovas Abgang aber nicht gelöst haben: In der jüngsten Kuratoriumssitzung waren …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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