
Eine Werkschau bei Bratislava lädt ein, den Kärntner neu und wieder zu entdecken. Eine Reihe weiterer Würdigungen wird folgen
Als Valentin Oman 1986 eines seiner Hauptwerke schuf und die Wände der Internatskirche im Kärntner Tanzenberg mit schemenhaften Menschengestalten überzog, nannte er das Ensemble ein „Requiem für den Homo sapiens“. In seiner späteren Arbeit, erzählt der Künstler, kam er von diesem Titel ab: „Ich hätte ja hinter jedes ,sapiens’ ein Fragezeichen setzen müssen.“
Also heißen Omans charakteristische Bilder, in denen eine Menschengestalt fragmentiert angedeutet wird, meist „Ecce Homo“: „Sieh her, ein Mensch“, oder auch: „So ist der Mensch“. Es ist auch der Titel der umfassenden Werkschau, die bis 21. 4. im nahe Bratislava gelegenen „Danubiana Meulensteen Museum“ zu sehen ist – die erste und größte einer Reihe von Würdigungen aus Anlass von Omans 90. Geburtstag am 14. Dezember.
Michael HuberKirchen und Museen
Die Formel „Ecce Homo“ verweist freilich auf die christliche Passionserzählung, die mit der Legende vom Schweißtuch der Veronika, auf dem sich das Antlitz Jesu abbildet, auch eine Definition des „wahren Bilds“ enthält.
Auch Oman bezeichnet die Verbandstüchlein, die er von geschichteten Farbmassen abzieht, um seine lebendigen Bildoberflächen zu erhalten, mitunter als „Schweißtücher“. Auf einen „Sakral- und Kirchenmaler“ reduziert zu werden, ist dem Künstler aber zuwider – wenngleich die Gestaltung von Sakralräumen, die meisten davon in Kärnten, seit den 1960ern einen wesentlichen Teil seines Werks bildete.
„Was ich in einem Sakralraum mache, muss aber auch in einem Museum oder einer Galerie Bestand haben“, sagt der Künstler.
Valentin Oman
Die Beständigkeit und Bedächtigkeit, die man leicht mit Omans Werk assoziiert, erweist sich allerdings als trügerisch. Denn der Künstler ist eine höchst politische, engagierte Person, seine Menschenbilder sind stets in eine Gegenwart eingebettet – dass Spuren dessen, was davor war, buchstäblich an ihnen kleben, steht dazu in keinem Widerspruch. In der Werkschau zeigen große, collagierte Tafeln, dass Oman in den vergangenen zwei Jahren vor allem Medienbilder der Kriege in der Ukraine und in Gaza abfotografierte und so bearbeitete, „dass sie als Erinnerung an diese Zeit bleiben“, wie er sagt. „Das sind einfach Ereignisse, bei denen ich nicht zur Tagesordnung übergehen kann.“
Abstrakt, aber nicht spontan
Die von Oman entwickelten Techniken der Überlagerung waren zunächst Tricks, um der in den 1950er und 60er-Jahren angesagten spontanen, „informellen“ Malerei ein Schnippchen zu schlagen: „Ich hatte Angst, einen zu routinierten Strich zu machen“, sagt der Künstler. Das Auftragen und Abziehen von Farbschichten – im Kärntner Finkenstein ließ sich Oman dazu eine eigene Wand bauen, in seinem Wiener Atelier holte er uralte Tünche von den Gemäuern – bringt ein Element des Zufalls in die Bilder und erweitert deren Zeithorizont: Vergangenheit, Gegenwart und Dauer fallen in ihnen zusammen.
Michael HuberWunden und Verbände
Dass ein solches Freilegen auch Wunden zum Vorschein bringt, liegt auf der Hand. Fast beiläufig verweist Oman auf eine Plakette, die er 1986 im Auftrag einer Kärntner Bank schuf – diese wollte, dass er „Celovec“, den slowenischen Namen Klagenfurts, vom Relief wieder abtrage.
Michael Huber
Nichts läge Valentin Oman allerdings ferner: Die Sichtbarkeit der slowenischen Volksgruppe, der er selbst angehört, ist dem Künstler ein großes Anliegen.
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Source:: Kurier.at – Kultur