Soap&Skin: „In einer Depression lässt sich nichts schaffen“

Kultur

Die Musikerin Anja Plaschg spricht über ihr neues Album „Torso“ mit Coverversionen – und ihre Überforderung

Es war gar nicht so schlimm!“ Anja Plaschg aka Soap&Skin steht auf der Bühne des Lido-Sounds-Festivals in Linz, aber sie meint mit „schlimm“ nicht die brütende Hitze, sondern ihre Angst vor der Situation.

„Ja, ich habe immer noch Lampenfieber“, erklärt sie im Gespräch mit dem KURIER. „Das Lido-Festival war die Version eines Live-Auftritts, die für mich die unmöglichste ist. Ich bin keine Festivalgängerin, weil ich eine Sozialphobie habe. Aber ich habe das Gefühl, die Leute gehen auf ein Festival, um Spaß zu haben, nicht um Musik zu hören. Dann war mein Auftritt auch noch bei Tageslicht, und ich dachte, da passe ich nicht rein. Das war aber auch das, was mich daran gereizt hat. Und ich war positiv überrascht, dass das Publikum mir so nah war.“

„Möblierter Raum“

Nicht zuletzt deshalb gab es Gerüchte, dass das am Freitag erscheinende Album „Torso“ das letzte von Soap&Skin sein könnte. Für dieses hat die 34-jährige Anja Plaschg ausschließlich Coverversionen von Songs wie „Pale Blue Eyes“ (Velvet Underground) oder „The End“ (The Doors) aufgenommen, bezeichnet aber auch diese Veröffentlichung als „Auslieferung“.

„Ein Album ist ja ein Statement, man gibt etwas von sich preis. Das sind zwar nicht meine eigenen Lieder, aber ich habe die Entscheidungen getroffen, und meine Interpretationen gehen ja teilweise sehr stark vom Original weg. Es ist grundsätzlich schon eine entspanntere Ausgangsposition, dass ich quasi einen fertig möblierten Raum betrete, mir da das Interieur und jeden Aspekt anschaue und nicht in einem leeren Raum stehe und denke, was mache ich jetzt?“

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„Noch mehr Gaganess“

Jedem dieser Songs hat sie eine Intensität gegeben, die vorher nicht da war. Bei „Mystery of Love“ von Lana Del Rey macht sie das mit ihrem Gesang, elegischem Klavier, Streichern und Bläsern, bei „What’s Up“ von den 4 Non Blondes mit elektronischen Verfremdungen. Dem schon im Original verrückten „Girl Loves Me“ von David Bowie wollte sie „noch mehr Gaganess in Kombination mit noch größerer Dunkelheit“ geben, und „Born To Lose“ von Shirley Bassey hat bei ihr eine Brisanz, die die Gänsehaut kribbeln lässt.

Generell reizt es Plaschg bei ihren Interpretationen, „Dinge zu vergrößern, die nur klein vorhanden waren, oder etwas auszuhöhlen, was total dicht ist“. Letzteres machte sie mit „God Yu Tekem Laef Blong Mi“ aus dem Filmsoundtrack von Hans Zimmer zu „The Thin Red Line“, einem Lied in jenem Pidgin-English, das in Papua Neuguinea gesprochen wird. „Es ist ein Volkslied aus der Inselgruppe und ein Gebet. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, hat es meinen Magen hochgehoben, mir wurde fast schlecht und ich wollte gleichzeitig weinen. Ich habe eine Schwäche für Gebete.“

Katarina Šoškic

Zwar ist Plaschg schon lange aus der Kirche ausgetreten und findet, dass das Indoktrinieren mit den christlichen Konzepten von Schuld und Angst in ihrer Kindheit für ihre mentale Gesundheit nicht förderlich war. Aber: „Ich ziehe noch immer sehr viel daraus. Ich bin fasziniert von dem Phänomen Religion an sich, natürlich aber auch von den christlichen Ritualen und der christlichen Musik. Das alles wohnt in …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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