
Ein paar Beiträge zum diesjährigen Song Contest haben schon vorab Schlagzeilen gemacht: Etwa der Song aus Malta, aus dem das anstößig zu verstehende „Kant“ entfernt werden musste oder Erika Vikman aus Finnland, deren Outfit der EBU „zu sexuell“ gewesen sein soll. Für diese beiden muss man sich noch bis zum zweiten Semifinale gedulden, bei dem auch JJ für Österreich antritt.
Heute, Dienstag, startet der Singwettbewerb mit dem ersten Semifinale (ORF1 überträgt ab 21 Uhr, aus Österreich kann man erst beim Halbfinale am Donnerstag mitvoten). Aber zumindest Estland, dessen Spaß-Kanzone „Espresso macchiato“ (mit ironischen Textfetzen a la „No stresso, no need to be depresso“ oder „I work around il clocko“) manch erboster Italiener vom Contest entfernt sehen wollte, tritt heute mit Startnummer vier auf.
Der Este Tommy Cash stellt sich 14 Konkurrenten, davon zwei aus dem engeren Favoritenkreis. Zum Beispiel Red Sebastian aus Belgien. Auch er versucht sich (wie Österreichs JJ) an der Formel Hohe Töne plus Technobeats – nur mit schwächerer Stimme. Dafür ist sein Auftreten auffälliger: Seine Frisur sieht aus, wie wenn Pumuckl mit der Haarschneidemaschine in pubertäre Rage geraten wäre.
Haushoher Favorit ist Schweden mit „Bara Bada Bastu“, eine fröhliche Weise mit Akkordeon und Mitmach-Choreografie. Dass bei diesem Skandi-Macarena die Hüllen fallen für die Sauna wird auch nicht stören beim Punkterwerb.
Folkloristisch beeinflusst sind Spanien (Kastagnetten und Flamenco-Vibrato) und Albanien (Ethno trifft Elektro). Auf unerwartete Streicherpassagen setzen Island (Tanzmusik von zwei extrem jung wirkenden Sängern in Stannniolsilber) und Polen (Dramarockpop für eine sehr spezielle Game-of-Thrones-Drachen-Fetisch-Mottoparty). Portugal probiert es wieder mit einem traurigen jungen Mann.
Zu hören ist auch der Beitrag von Italien, der fix im Bewerb ist: Lucio Corsi verströmt mit seinem geweißten Gesichtund JD-Vance-Lidstrich Clown-Habakuk-Vibes, kann aber mehr Instrumente.
Der DJ-Bobo-Gedächtnis-Award für Eurodance-Nostalgie geht heuer an Zypern -mehr 90er haben sich auch die 90er nicht angehört.
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Source:: Kurier.at – Kultur