
Sophie Löw, Sängerin und Gitarristin der Wiener Rockband Culk, veröffentlicht als Sophia Blenda auch solo Platten. Ihr Debüt „Die Heiterkeit“ (2022) war ein verträumter Ausflug in dunkle Sphären und finstere Ecken, dorthin, wo man als Frau besser nicht alleine hingeht. Und genau dort setzt auch ihr neues Album „Die Summe der Vereinzelung“ an.
„Ich habe die Lieder dafür gleich im Anschluss an mein erstes Soloalbum geschrieben, weil es noch viel zu sagen gibt. Zu Themen, mit denen ich als Frau fast täglich konfrontiert werde. Und so lange sich diesbezüglich nichts ändert und besser wird, werde ich Songs darüber schreiben“, sagt Löw im Gespräch. Damit spricht die Musikerin die nach wie vor vorhandenen patriarchalen Strukturen, die immer noch nicht funktionierende Gleichberechtigung an.
Dass sich das in den letzten drei Jahren nicht verbessert, sondern eher verschlechtert hat, sei deprimierend. Alleine die kürzlich aufgedeckten „Hate Crime“-Bewegung ist erschreckend. All das färbt auf ihre Musik ab. Soll heißen: Die Sonne geht in ihren zehn neuen Liedern nur selten auf.
Problemzonen
Löw ist in ihren Texten gerne analytisch unterwegs, besingt gesellschaftliche Problemzonen auf einer Metaebene. In „Wer du nie warst“ geht es um die Pro-Choice-Bewegung, die sich u. a. dafür stark macht, Schwangerschaftsabbruch zu entkriminalisieren. Es geht aber auch um den großen Druck, dem Jugendliche seit einigen Jahren ausgesetzt sind (Zukunftsängste, Kriege, Klimawandel): „Ich kenne in meinem Umfeld viele Personen, die mit den zahlreichen Krisen und Herausforderungen, was die Zukunft betrifft, völlig überfordert sind. Einige gehen deswegen in eine totale Abwehrhaltung, ziehen sich zurück, schirmen sich ab. Das hat Biedermeier-Vibes.“
„Dem will ich mein Album entgegenstellen“, sagt die Wahl-Wienerin aus Niederösterreich. Der Opener „Mein Horizont“ ist ein Statement gegen festgefahrene Denkweisen, besticht mit einer wunderschönen Melodieführung am Klavier und fällt für ihre Verhältnisse fast schon poppig aus. Ihr Gesang klingt immer noch nach einer Kunstsprache: Töne werden gedehnt, Silben verschluckt. Sie singt abwechselnd auf Deutsch und auf Englisch. „Es kommt immer drauf an, in welcher Sprache mir die Worte besser gefallen“, sagt sie.
Das Album ist eine Anklage, ein feministischer Weckruf. Sophie Löw fragt sich als Sophia Blenda darauf zu Recht: Wie viele Einzelfälle müssen es noch werden, damit man endlich begreift, dass es keine Einzelfälle gibt?
Live am 9. Mai im Radiokulturhaus Wien
Source:: Kurier.at – Kultur