„Spitzentuch der Königin“: Im Dreivierteltakt über Politiker lachen

Kultur

Bei der Strauss-Operette kann das frisch renovierte Theater an der Wien heute erstmals zeigen, was es szenisch kann.

Eine einstige Hit-Operette von Johann Strauss im Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag am Ort ihrer Uraufführung: „Das Spitzentuch der Königin“ hätte wohl ohnehin einiges an Aufmerksamkeit bekommen.

Doch nun steht die (von einem Bühnenunfall bei der Generalprobe ein wenig überschattete) heutige Premiere noch mehr im Rampenlicht: Wegen der Verzögerungen bei der Renovierung ist sie nämlich die erste szenische Produktion, die im neu hergerichteten Theater an der Wien gezeigt wird. 

Steht man da als Regisseur noch mehr unter Performancedruck?

Florian Thausing

„Die Eröffnungspremiere, die Übertragungen auf 3Sat und Ö1 – mehr Druck geht eigentlich nicht“, sagt Christian Thausing im KURIER-Gespräch. „Den größten Druck mache ich mir aber selber. Denn mir muss es im Endeffekt gefallen. Klar, wir haben schon einiges, das wir herzeigen wollen – wir haben uns ausgetobt, und es ist eine der aufwendigsten Produktionen der letzten Jahre.“

Bekannte Musik

Das Gespräch mit dem Regisseur begann von KURIER-Seite mit einem Geständnis: Die Operette musste man erst googeln. Ging es dem Regisseur anders?

„Nein“, sagt Thausing. „Ich habe sie auch nicht gekannt. Nachdem ich die Textbücher bekommen und mich eingelesen habe, waren die Fragezeichen in meinem Kopf noch größer. Aber als ich mir eine Aufnahme angehört habe, die es zum Glück gibt, war mir klar, warum man diese Operette aufführen muss. Denn auch wenn man sie nicht kennt, die Musik kennt man.“ Schließlich hat Strauss das musikalische Hauptmotiv der Operette in seinem bis heute beliebten Konzertwalzer „Rosen aus dem Süden“ wieder verwendet.

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Die Operette selbst, anfangs wahnsinnig erfolgreich, verschwand schlagartig von den Spielplänen. Denn in „Das Spitzentuch der Königin“ veralbert Strauss – für die Zeitgenossen klar ersichtlich – mit einem Trick die Habsburgermonarchie zu Zeiten Kronprinz Rudolfs, die er als portugiesische Monarchie darstellte, um der Zensur zu entgehen. Nach dem Selbstmord Rudolfs und der Affäre Mayerling aber war die Operette nicht mehr aufführbar.

Das heutige Publikum muss sich aber nicht in die damaligen Intrigen und Affären, einlesen, sagt Thausing: „Es sind ja nicht nur Anspielungen auf die damalige Monarchie, es sind eigentlich Anspielungen auf Menschen, auf Politiker, auf machtbesessene Menschen, auch auf intrigante, sehnsuchtsvolle, einsame Menschen. Das ist eigentlich das, was die Operette auszeichnet, sie ist für mich universell gültig.“

Werner Kmetitsch

Der damalige „Rockstar Strauss“, so Thausing, hat sich Figuren gewidmet, die man bis heute wiedererkennt: „Man kann ja auch heute sehr viel über die Politiker lachen. Der Finanzminister, der Kriegsminister, der Premierminister – das sind alles Figuren, bei denen Strauss genauso gut Donald Trump oder wen auch immer vor Augen gehabt haben.“

Die Geschichte aber dezidiert ins Heute zu holen, ist für Thausing der falsche Ansatz, denn die Operette ist „ein poetisches, komödiantisches Märchen für Erwachsene, die Figuren sind ein Sammelsurium an Absurdität, es sind liebenswerte, lustige, groteske Figuren, die darum kämpfen, wer die Hauptfigur ist. Allein dafür wäre das schon sehenswert!“ Es sei daran auch ersichtlich, dass sich „das Konstrukt Österreich ja seit einigen Jahrhunderten beschwipst im Dreiviertel-Takt im Kreis dreht.“

Seine Hauptaufgabe als Regisseur sei gewesen, in den unterschiedlichen Textfassungen „einen …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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