Startenor Benjamin Bernheim im Konzerthaus: Ein wahrhaftiger Meisterinterpret

Kultur

Bei Bernheim ist Gestalten ein künstlerischer Akt.

Von Susanne Zobl

So hell und so weich, wie das Mondlicht, das Paul Verlaine im Gedicht „L’heure exquise“ schildert, lässt Benjamin Bernheim seine Stimme sanft durch den Saal gleiten. Sublim intoniert er jedes Wort, lotet Reynaldo Hahns Vertonung dieser Verse präzise aus, breitet am Ende die Hände aus, so als würde er diese erlesene Stunde festhalten wollen. 

Hélio Vida, der Pianist an seiner Seite, gestaltet mit Verve seinen Part. Mit Charles Gounods „L’Absent“, bei dem Bernheim seine Tenorstimme mit zarten Schattierungen überzieht, leitet er über zum Liederzyklus „Le nuits d’été“ von Hector Berlioz. Da schöpft er alle Register seiner einzigartigen Voix mixte aus, legt bei „Villanelle“ mehr Kraft zu. 

Berlioz‘ Vertonungen von Théophile Gautiers Gedichten sind eine Reise durch die Emotionen vom Frohsinn über die Melancholie und wieder zurück. Zum Ereignis gerät „der Geist der Rose“. Ein jähes Heben und Senken der Stimme in einer einzigen Verszeile sorgt für Dramatik in der richtigen Dosierung. 

Bei Bernheim ist Gestalten ein künstlerischer Akt, aber den vollzieht er mit einer Natürlichkeit, sublim offenbart er die Essenz eines jeden Lieds, changiert wahrhaftig zwischen tiefsinniger Trauer und erfrischender Verschmitztheit. 

Bei Puccinis Liedern ist der Operntenor Bernheim, der zuletzt als Hoffmann in Salzburg und an der Met in New York glänzte, in seinem Element. Sinnlich ersetzt er französischen Feinsinn mit authentischer Italianità. Samtige, warme Töne, weiche Linienführung changieren mit kraftvoll intonierten Passagen. Da bahnt sich ganz sacht schon der Cavaradossi aus der „Tosca“ an. 

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Bei einem Clara Schumann gewidmeten Block besticht Bernheim mit Wortdeutlichkeit, feinst nuanciert singt er ihre „Rückert-Lieder“ und lässt die bittere Ironie Heinrich Heines in „Sie liebten sich beide“ spüren. Mit Henri Duparc führt er subtil zurück in die Pariser Salons des Beginns. Mit Charles Trenets „Douce France“  Brels „Quand on n’a que l’amour“ als Zugaben endet die Reise nach Frankreich, doch Bernheim sorgt mit „Dein ist mein ganzes Herz“ für eine weiche Landung und wird bejubelt.

KURIER-Wertung: Fünf Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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