Suspense: Von Männern, Frauen und anderen Opfern ihrer Triebe

Kultur
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Benedikt Kordesch hat seine Gastritis nicht unter Kontrolle. Doch das ist nicht das Schlimmste. Kordesch, der die Provinz nicht leiden kann, wird wieder als Sonderermittler von Wien nach Kärnten beordert. Am Millstätter See ist nämlich schon wieder was passiert. „Auf dem Gipfel ist Ruh’“ ist der zweite Krimi von Simon Ammer, ein Pseudonym des preisgekrönten Schriftstellers Daniel Wisser. Sein Ermittler ist grantiger Sympathler, der sich mit der hantigen Kärntner Staatsanwältin wunderschöne Wortgefechte liefert. Ein großer Spaß!

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Simon Ammer:
„Auf dem Gipfel ist Ruh’“
Droemer. 
302 Seiten.
19,95 Euro

Nächste Station: Ferrara. Wirklich unheimlich wird’s in Marcello Simonis historischem Thriller „Grab der Seelen“, der im jüdischen Ghetto um 1626 spielt. Kabbalisten, Dominikanermönche, Inquisitoren treiben vor der düster-nebeligen Kulisse Ferraras ihr Unwesen.

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Marcello Simoni:
„Das Grab der Seelen“
Folio.
283 Seiten.
22,95 Euro

Weiter ins nur vermeintlich nüchterne Genf, wo brave Banker und angebliche Familienidyllen nicht halten, was sie versprechen. „Ein ungezähmtes Tier“ heißt der jüngste Krimi von Joël Dicker, in dessen Zentrum ein Juwelenraub mit recht cleverer Auflösung steht. Bis dahin lernt man: Wer im Glashaus sitzt, sollte die Jalousien runterlassen. Und Ehefrauen müssen ihre Fußnägel lackieren, sonst holt sich der Gatte anderswo, „was sie ihm nicht geben“ kann.

Aber auch von Frauen liest man Sätze wie diesen: „Es ist stärker als ich! Ich bin das Opfer meiner Triebe!“ Das sagt die (natürlich unglaublich attraktive) Nachbarin mit dem Panther-Tattoo auf dem Oberschenkel. Schuld ist, erfährt man irgendwann ab Seite 300, ein Autor namens „Viscontini“. Vielleicht hat Dicker ja Tomasi di Lampedusas „Der Leopard“ gelesen oder, wahrscheinlicher, zumindest die berühme Visconti-Verfilmung gesehen. Ob sein „ungezähmtes Tier“ ein Pageturner ist, liegt im Auge des Betrachters. Wem fad wird, für den gibt’s Sex mit Handschellen und viel unfreiwillige Komik: Zu heiß für Salat? Dann gibt’s logischerweise Meeresfrüchtebuffet! Außerdem hat der Autor ein interessantes Geografieverständnis. Etwa will hier einer die „Amalfiküste runter nach Capri gondeln“.

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Joël Dicker:
„Ein ungezähmtes Tier“
Piper. 
432 Seiten.
27,95 Euro

Dann lieber ins Périgord zu Martin Walkers „Déjà-vu“. Der Name ist Programm, sein Bruno, Chef de Police, ermittelt zum 17. Mal, aber man mag ihn und die Gegend ist toll.

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Martin Walker:
„Déjà-vu“
Diogenes.
391 Seiten.
27,95 Euro 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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