„Johann Strauss – Die Ausstellung“ (bis 23. Juni 2025) zum 200. Geburtstag des Komponisten im Palais Lobkowitz.
„Ich will mich durch die Musik trösten“, schrieb Johann Strauss (1825–1899) seiner russischen Geliebten Olga Smirnitskaja. Trost-Potenzial haben seine Walzer und Operetten bis heute.
„Die ganze Welt beendet das alte Jahr mit der ,Fledermaus‘“, sagt Franz Pichorner, Direktor des Theatermuseums, der Operette mit dem angeblich typisch Wienerischen „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“ in einem Dasein, das allein im Champagner-Delirium auszuhalten ist.
KHM-Museumsverband/Theatermuseum
„Und alle Welt beginnt das neue mit dem Neujahrskonzert.“
„Johann Strauss – Die Ausstellung“ (bis 23. Juni 2025) im Barockpalais Lobkowitz folgt dieser Dramaturgie in acht Räumen. In einer Kooperation präsentieren Theatermuseum und Wienbibliothek zum Festreigen von „Johann Strauss 2025 Wien“ rund 300 Objekte.
Es seien, im Unterschied zu anderen Locations, „Originale“, betont Kurator Thomas Aigner, ehemals Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus. „Eine Art Spagat ist die Schau“, sie richte sich einerseits an Menschen, die nur wenig über den Walzerkönig wissen, andererseits auch an Spezialisten. „Denn jede Generation muss sich ihr Strauss-Bild neu erkämpfen.“
Geschäftsmodell Familie
Die Exponate sollen etwas erzählen: die historischen Kostüme oder die Original-Partitur der „Fledermaus“. Auf der befindet sich neben der Handschrift von Strauss die des Librettisten Richard Genee, dessen auch musikalische Mitarbeit erst jüngst bewiesen wurde.
Die theatralisch gestaltete Schau thematisiert u. a. den Übergang von der Tanz- zur Konzertmusik und das Familienunternehmen, die „Firma Strauss“, das Verhältnis des Komponisten zu den Eltern und Brüdern Josef und Eduard, zu seinen drei Ehefrauen Jetty, Lili und Adele, aber auch zu den Librettisten und Verlegern, die alle entscheidend zur Verbreitung und zum Welterfolg seiner Musik beigetragen haben.
KHM-Museumsverband/TheatermuseumUrkundenfälschung
Kuratorin Karin Neuwirth vom Theatermuseum: „Wir zeigen auch erstmals das Trauungsbuch aus der Dompfarre St. Stephan“, in dem die Nazis den Urgroßvater von Strauss, einen getauften Juden, mittels Urkundenfälschung entfernen ließen.
Werke vom Genius des Dreivierteltaktes, der von seinen Vertrauten „Schani“ genannt wurde, wie etwa der „Kuss-Walzer“, Klavier-Erstausgaben zu „Künstler-Leben“ und „Unter Donner und Blitz“ sind ebenso ausgestellt wie Figurinen und persönliche Memorabilia: Frackweste, Glaceehandschuhe, Zylinder und eine Krawattennadel in „Gold mit Brillanten“.
Dargestellt sind Tanzsäle wie Sperl, Casino Dommayer, Zögernitz, Dianabad, Schwender u. a., die Moden in dieser Zeit der politischen Umbrüche, die Bühnenwerke in einem eigenen Operettenraum und die Tourneen dieses Popstars des 19. Jahrhunderts. Was der „Aus für Strauss“-Krimi-Autor Thomas Brezina so auf den Punkt brachte: „Gegen Johann Strauss war Falcos Erfolg in Amerika ein Lercherlschas.“
KHM-Museumsverband/TheatermuseumNeuentdeckungen
Die Sonderausstellung biete „auch außergewöhnliche Entdeckungen, die neue Facetten beleuchten“, sagt Karin Neuwirth. Dazu zählen Vorentwürfe von Franz Gaul zur Figurine des Ritter Pásmán und ein neu erworbener Brief an den Verleger Franz Simrock.
Ein eigener Raum mit einer seltenen Erstausgabe ist dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ gewidmet, zu dem Brahms gern mit dem Bonmot „Leider nicht von mir“ zitiert wird: Gegen anderslautende Geschichten „ein Riesenerfolg von Anfang an“, sagt Aigner. „Dabei wurde in einer Zeitung erstmals das Wort ,Schlager‘ im Zusammenhang mit einem Musikwerk gebraucht.“
Source:: Kurier.at – Kultur