ORF-Legende Peter Nidetzky starb mit 84 – seine Karriere reichte von Live-Marathons (Mondlandung) über den Reitsport (Fest der Pferde) bis zur Ganovenjagd (Aktenzeichen XY ungelöst).
Erstaunlich, dass jede Meldung über den Tod von Peter Nidetzky mit dem Hinweis auf sein familiäres Nahverhältnis zur Innenpolitik begann – so als wäre „Schwiegervater des Kanzlers“ ein Beruf. Dabei gelang dem Fernsehpionier in seinem jahrzehntelangen Wirken neben Sohn Alexander nicht „nur“ Tochter Katharina, verehelichte Nehammer.
Er war ein Mann der frühen zweiten Stunde des ORF, als der noch RAVAG hieß und dessen Direktor, nestroyesk für einen Rundfunk-Chef, Übelhör (der noch dazu in der Taubstummengasse wohnte). Er reifte im Sog der Generation von Teddy Podgorski oder Heinz Fischer-Karwin, bei dem er auch als blutjunger Aspirant das Hand- und Mundwerk erlernte, zum Meisterschwimmer in einem Medium, das schon damals gern als Haifischbecken verschrieen war.
Sein Rüstzeug: Der Riecher des Reporters, die beiläufige Eleganz der Sprache, das sonore Timbre, das gewinnende Äußere und Umgangsformen aus einer verklungenen Zeit, als man Formen noch nicht umging.
Gute Manieren, Geselligkeit und Gelassenheit bescherten ihm am Küniglberg den Spitznamen „Peter Wiegehtsda“, pflegte er doch alle, denen er begegnete, ob übergeordnet oder untergeben, nach der aktuellen Befindlichkeit zu befragen.
Nidetzkys Laufbahn mit laufenden Bildern lässt sich wahrlich sehen – im Jahr vor dem 70. Geburtstag des österreichischen Fernsehens (am 1. August 2025), in dem wir nach Podgorski (16. März) nun auch ihm nachschauen müssen, ist leider vieles davon nicht mehr nachzuschauen. Von Meilensteinen wie dem 28-stündigen Live-Marathon von der Mondlandung (1969, neben Hugo Portisch, Herbert Pichler und Othmar Urban) schweben nur noch Bruchstücke im den unendlichen Weiten des Archivs.
Kein Fan der Ganovenjagd
1971 übernahm Nidetzky von Podgorski die Außenstelle Wien bei „Aktenzeichen XY ungelöst“. Nach 31 Jahren, als der ORF sich vom Ganoven-Ede (Zimmermann) des ZDF abnabelte, gestand er, die spekulative Verbrecherjagd nie wirklich gemocht, geschweige denn geliebt zu haben.
Sein größtes Glück, seit einer Reportage über das Gestüt in Laxenburg, die er mit 20 drehte, fand Nidetzky nicht so sehr als Sportsmann (er blieb nie mehr als ein leidenschaftlicher „Spazierreiter“), sondern als herzblutvergießender Freund und Förderer, etwa mit seinem vielbeachteten „Fest der Pferde“ in der Wiener Stadthalle. Er brachte Top-Turniere und Europameisterschaften in die Stadt und schrieb Fachbücher über sein Faszinosum. Peter Nidetzky war zeitlebens vor allem eines: sattelfest. Und zudem: In allen Sätteln gerecht. Auch, wenn‘s ihn gelegentlich fast aus dem Sattel gehaut hätte.
Denn, launige (Pferde-)Fußnote seiner Karriere (u. a. auch als langjähriger teletext-Chef): Als er in den späten 1980ern einmal für ein Nachrichtenmagazin im legendären „Gutruf“ über das ORF-Weihnachtsprogramm räsonierte, veröffentlichte der boshafte Interviewer auch das „Kleingedruckte“ in großen Lettern. Nidetzky nannte so manche Sendung – völlig zutreffend, aber fürs Unternehmen nicht eben opportun – als auf „Muatterln“ zugeschnitten. Er überlebte als Rossnatur auch das Wiehern der Branche und das Schnauben der Intendanz. Peter Nidetzky war ein Macher, der menschelte.
Source:: Kurier.at – Kultur