Twenty One Pilots: Explosive Show, hingebungsvolle Fans

Kultur

Eine Masseneuphorie wie am Sonntagabend hat die Wiener Stadthalle lange nicht mehr gesehen. Twenty One Pilots waren vor nahezu 16.000 Fans zu Gast. Und die zeigten zwei Stunden lang ihre bedingungslose Hingabe an Drummer Josh Dun und Frontmann Tyler Joseph, grölten jeden Song inbrünstig mit – nicht immer akkurat in der Tonhöhe, aber allzeit in den Texten.

Was Twenty One Pilots musikalisch dazu tun: Sie nehmen Anleihen bei Rap, Rock und Pop, mischen das zu einem Sound, der nicht innovativ ist, aber Kraft hat. Dun drischt besessen auf die Felle, während Joseph zwischen Keyboard oder Pianino, einer kleinen Akustikgitarre und einem dicken Bass wechselt. Die wuchtigen, vielschichtigen elektronischen Sounds, für die Twenty One Pilots berühmt sind, werden von der Konserve eingespielt.

Das stört nicht. Die beiden machen das mit der Leidenschaft wett, mit der sie ihren Part liefern. Was aber über die Dauer der zweistündigen Show langweilig werden könnte, ist, dass die Grundstruktur der Songs – Raps gefolgt von poppigen Refrains mit simplen Hooks und gelegentlich einem Zwischenspiel – immer gleich bleibt. Das kompensieren die Freunde aus Columbus/Ohio, indem sie hier eine elegische Klavierpassage, dort ein kurzes Duett mit Drums und Akustikgitarre einbauen.

Weit besser aber mit ihrer Show: Es gibt Flammenwerfer, Feuerwände, Explosionen und Trockeneisnebel. Und ohne Ende Fankontakt.

Mehrmals gehen die beiden durchs Publikum zu zwei Satellitenbühnen in der Mitte der Halle, wo Olli, ein Bub aus dem Publikum, einen halben Song mitsingen darf.

Zaubertrick

Bei „Car Radio“ ist es ein Zaubertrick: Joseph, der wie üblich die ersten Songs mit einer Maske gesungen hat, fällt in ein Loch auf der Bühne, steht aber eine Sekunde später auf dem zweiten Rang. Kurz vor der Zugabe lassen die beiden die Menge vor er Bühne Platz auf einem am Boden aufgemalten roten Kreis machen, bringen Instrumente hinein, um dort ihren Hit „Trees“ zu spielen.

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EPA/ISAAC ESQUIVEL

Es ist nicht nur diese Nähe der Band zu der „Skeleton Clique“ der Fans, die deren Hingabe an Twenty One Pilots begründet. Es ist auch das mystische Trench-Universum, das Songwriter Joseph mit Konzeptalben rund um den Charakter Blurryface kreiert hat, der in der fiktiven Stadt Dema mit Unterdrückung und psychischen Problemen kämpft. Sich in die Symbolik dieses Universums zu vertiefen, geheime Botschaften aufzuspüren, die Twenty One Pilots nie in Interviews verraten, schweißt sie zusammen, macht die „Skeleton Clique“ zu einer eingeschworenen Truppe, die Show ebenfalls aufwertet.

Songs wie „Stressed Out“, „Ride“ und „Jumpsuit“ werden so zu einem Triumphzug, der alle mitreißen kann – auch die, die nichts über Dema wissen und nur auf ein beeindruckendes Konzerterlebnis aus waren.  

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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