
Schon länger hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass Veronica Kaup-Hasler, die Wiener Kulturstadträtin, vornehmlich bei der klassischen Musik und beim Musiktheater einsparen würde – in erster Linie bei den Vereinigten Bühnen Wien.
Die VBW bespielen das Ronacher und das Raimund Theater mit Musicals und führen das Theater an der Wien als Opernhaus. Mit genauen Zahlen geizt Franz Patay, der Geschäftsführer. Aber von den 56 Millionen Euro an Subventionen im Jahr 2025 dürften etwa 40 Prozent für die Oper verwendet worden sein und 60 Prozent für die Musicals, die sich in den Metropolen andernorts selbst finanzieren. Auf Anfragen Ihres Tratschpartners beim Management kamen nur vertröstende Antworten. Aber dann, am 3. Dezember, verkündete Kaup-Hasler, dass die VBW 2026 fünf Millionen Euro (neun Prozent) weniger bekommen würden, wobei es „der politische Wunsch ist, dass die Oper geschützt wird“.
Erst eine Woche später äußerte sich Patay zur APA: Die Kammeroper als zweiter Spielort des Theaters an der Wien, geleitet von Stefan Herheim, werde zumindest temporär nicht bespielt. Diese Entscheidung betreffe zunächst die Saison 2026/’27, allerdings sei das Haus sanierungsbedürftig, weshalb man vor weiteren Entscheidungen das Gespräch mit der Stadt und anderen suchen müsse. Das Theater an der Wien hingegen solle weiter als Stagionebetrieb geführt werden: „Sieben Opernpremieren sind hier kommendes Jahr geplant.“
Ist doch gut. Ist es nicht. Denn unter Roland Geyer, dem Direktor bis 2022, gab es pro Saison neun Premieren. Das bedeutet: Er brachte 30 Prozent mehr Neuproduktionen heraus. Da klingt der nächste Satz von Patay wie Hohn: „Auch die Kinderprojekte werden uneingeschränkt weitergeführt.“
Das wirklich Wichtigste hat Patay galant umschifft: Die Kammeroper, 2025 mit 830.000 Euro subventioniert (zusätzlich zu den 56 Millionen für die VBW), wird vielleicht aufgegeben.
Wiewohl es der Wunsch der Stadt war, diese zu erhalten. Man muss ins Jahr 2011 zurückgehen: Damals drohte der Kammeroper der Bankrott. Doch Geyer hatte sogleich ein Konzept, wie sie zu retten und „ganzjährig im Geiste ihres Gründers Hans Gabor zu bespielen“ sei: „Man könnte dieses wunderbare kleine Haus durch die Produktionskraft des Theaters an der Wien in eine neue Erfolgsära bringen.“
So kam es: Im Mai 2012 gab Geyer als neuer Präsident der Kammeroper bekannt, dass die Bühne künftig vom Theater an der Wien bespielt wird. Ob des Erfolgs wurde die Spielstätte zwei Jahre später eingegliedert. Die Kammeroper war damals auch ein Argument für die Erhöhung der Subvention für die VBW – um 4,9 auf 42 Millionen Euro.
Oper kostet natürlich viel Geld. Um das Theater an der Wien am Leben zu erhalten, hatte Geyer bereits sein Festival Klangbogen geopfert. 2018 folgte auch das Ende seines OsterKlang-Festivals. Nun muss er, der als Chef des Strauss-Jahres ein allerletztes Mal aufgeigen durfte, mitanschauen, wie sein einstiges Opern-Reich peu à peu zerstört wird.
Die Grünen nehmen die Entscheidung nicht so ohne Weiteres hin: Am 18. Dezember will Kultursprecherin Ursula Berner im Gemeinderat einen Antrag auf Erhalt der Kammeroper einbringen, die im Förderakt der Stadt über den grünen Klee gelobt wird. Und die Kollegen von der Opernkritik bestätigen: Baulich so marod ist die Kammeroper nicht. Wenn sie denn tatsächlich ab 2026 unbespielbar sein …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



