Vom Fächertanz zum Schafott: „Marie Antoinette“ an der Wiener Volksoper

Kultur
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Von Silvia Kargl 

Die Ästhetik und den Zeitgeist des Barocks ins klassische Ballettvokabular zu übersetzen, ist ein schwieriges Unterfangen. Und doch haben viele Elemente des Balletts viel mit dieser Epoche zu tun.

Das ist auch in Thierry Malandains Ballett „Marie Antoinette“ zu sehen, das 2019 mit seiner Compagnie im von der historischen Marie Antoinette 1770 eingeweihten Schlosstheater von Versailles uraufgeführt wurde und nun erstmals vom Wiener Staatsballett in der Volksoper getanzt wird. Als Musik wählte Malandain Sätze aus vier Symphonien von Joseph Haydn, die den Tageszeiten gewidmet sind, dazu aus „La Chasse“ – „Die Jagd“, und zu dieser passen die neoklassischen Schrittfolgen, Sprünge und von barocker Gestik inspirierten Armbewegungen Malandains am besten.

Für eine Reflexion Marie Antoinettes über Mutterschaft wählte er den „Tanz der seligen Geister“ von Christoph Willibald Gluck, der einst die Prinzessin am Wiener Hof unterrichtet hatte. Das ist insgesamt eine ungewöhnliche Musik für ein Ballett, ausgezeichnet gespielt vom Orchester der Volksoper unter Christoph Altstaedt. Auch das Wiener Staatsballett macht durchwegs gute Figur, für das Ensemble gibt es als höfische Gesellschaft viel zu tanzen. Doch bleibt die Tanzsprache vom königlichen Fest über einen Ball bis zur idyllischen Schäferszene auf Hameau ähnlich und wirkt im Verlauf des 90-minütigen Stücks zunehmend monoton.

Ashley TaylorUnd Schnitt!

Eine Ausnahme stellt ein Ausschnitt einer Aufführung von „Persée“ dar, in der die Enthauptung Medusas das Schicksal Marie Antoinettes vorwegnimmt. Diese Szene wirkt wie eine Hommage an die Antiken-Choreografien der Modern-Dance-Ikone Martha Graham. Die Ausstattung des im November verstorbenen Jorge Gallardos ist auf einen Spiegelsaal beschränkt, von dem nur mehr Rahmen übrig geblieben sind, die Ausflüge in die Landschaft ermöglichen.

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Drinnen und draußen bewegt sich die Gesellschaft in vom Versailler Hof inspirierten Kleidern, Hosen und Jacketts. Die Kostüme changieren zwischen Schwarz, Weiß und knalligen Farben. Mit Perücken, barocken Formen und üppigen Fächern wird eine Brücke zur Gegenwart geschlagen.

Ashley Taylor

Elena Bottaro meistert die Rolle der Marie Antoinette technisch souverän. Die vielen aus der Geschichte bekannten Episoden, die Malandain einfließen lässt, lassen ihr wenig Raum für die Darstellung der Entwicklung der Rolle. Ähnliches gilt auch für ihren Mann Ludwig XVI., den Andrés Garcia Torres einwandfrei tanzt. Einmal mehr gelingt es Rebeca Horner als Maria Theresia, ein ausdrucksstarkes Frauenporträt auf die Bühne zu bringen. Aus dem Hofpersonal ragen Mila Schmidt als Madame du Barry, Aleksandar Orlić als Marie Antoinettes Geliebter Axel von Fersen und Kevin Hena als Joseph II. hervor.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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