
von Susanne Zobl
Die Aufführung von Mozarts „Requiem“ an dessen Todestag, dem 5. Dezember, im Stadttheater Wiener Neustadt, ließ Dirigent Andreas Ottensamer zu mehr als zur Traditionspflege werden. Für die meisten Konzertbesucher steht sein Familienname für Virtuosität an der Klarinette. Auf Ernst, seinen Vater, folgte sein Bruder Daniel auf den Platz des Solo-Klarinettisten der Wiener Philharmoniker. Bei den „Berlinern“ war Andreas Ottensamer selbst an dieser Position und spielte sich auch als Solist in den Fokus.
Warum dieser herausragende Musiker jetzt die Seiten wechselt, ließ er am Pult des Tonkünstlerorchesters Niederösterreich hören. Seit Ausbruch der sogenannten Originalklangbewegung diskutiert die Klassikwelt unermüdlich über Mozart- Interpretationen. Ottensamer macht diese mit der klein besetzten Orchesterbesetzung obsolet.
Mit der Symphonie Nr. 41 in C-Dur, KV 551, bekannt als „Jupiter“-Symphonie, gibt er einen erfrischenden Auftakt. Forsch geraten die ersten Akkorde. Er setzt auf transparente Eleganz und arbeitet das Musikantische heraus. Er braucht keine exzessiven Show-Effekte, wie man sie heute oft bei Mozart erlebt. Bei ihm müssen die Musiker nicht im Stehen spielen. Ottensamer konzentriert sich auf das Wesentliche, ein sanftes Vorwärtsdrängen, lyrische Passagen, er lässt die Musik atmen.
Zum Leuchten gebracht
Hier agiert ein Dirigent, der die Partitur von innen gestaltet und sie in strahlendem Licht zum Leuchten bringt. So verstörend, wie er das „Requiem“ ins Dunkel führt, hört man das selten. Tiefster Schmerz drückt sich im Seufzen der Geigen aus. Aufwühlend gerät das „Dies irae‘“, das „Lacrimosa“ lässt den Atem stocken. Barocke Passagen schimmern durch. Jeder Takt ist mit dem herausragenden Chor Interpunkt (Einstudierung: Michael Schneider) optimal abgestimmt. Die Sopranstimmen dieser Truppe erheben sich mit bestechend schöner Klarheit. Die Herren intonieren sonor und alle absolut wortdeutlich. V
on einer Luxusbesetzung kann man bei den Solistinnen sprechen. Kate Lindsay (Mezzosopran) und Christina Gansch (Sopran) betören. Matthew Newlin (Tenor) und Alexander Grassauer (Bass) ergänzen ausgezeichnet. Ottensamer lässt als Zugabe eine „Requiem“- Acapella-Version mit dem Chor zur Offenbarung werden. Ovationen.
ORF III strahlt das Konzert am Sonntag, 7.12., um 20.15 Uhr in „Erlebnis Bühne“ aus.
Source:: Kurier.at – Kultur



