Weltmuseum: Neue Direktorin will „die großen Fragen der Zeit verhandeln“

Kultur

Claudia Banz will die Geschichten des Museums multiperspektivisch erzählen und einen „Beitag zur dekolonialen Designgeschichte“ leisten.

Die Kultur im Allgemeinen und die Museen ein bisschen im Speziellen sind derzeit in einer komischen Lage: Die Eckpunkte des Museumsmachens – inklusiv, offen, an neues Publikum adressiert, koloniale Sichtweisen aufbrechend – sind derart wohletabliert, dass sie zuweilen scharf ans Vorhersehbare grenzen. Und andererseits sind sie wieder alles andere als selbstverständlich geworden: Mal schauen, wie ansteckend sich hier die USA und ihre Rückrollung all dessen erweisen, worauf die Museumswelt zuletzt gesetzt hat.In Wien aber merkt man derzeit noch nichts von einem Stimmungsumschwung: Die patent wirkende neue Direktorin des Weltmuseums, Claudia Banz, hat auf ihrem Speiszettel für die nächsten Jahre alle Begriffs- und Wortzutaten stehen, aus denen man in die aktuellen Diskurse eingebettetes Museumsmanagement kreiert. Museen seien „der Ort, an denen die großen Fragen der Zeit verhandelt werden“, und zwar im „Dialog mit den vielfältigen Besucherinnen“ (mit Glottisschlag). Die will man via Outreach unter anderem auch in hybriden Räumen zwischen digital und echt abholen, sagt sie. Denn die Frage sei immer, „wer Geschichte erzählt“ und wessen Perspektiven ausgeblendet werden.APA/GEORG HOCHMUTHMuseen sollen „sichere Orte“ sein, erklärte sie bei ihrer ersten Pressekonferenz nach ihrem Amtsantritt (sie folgte im Februar dem nunmehrigen Gesamtchef des KHM-Verbands, Jonathan Fine, der Banz‘ erster Präsentation fernblieb). Um die Geschichten der weltweiten Kulturen multiperspektivisch erzählen zu können, holt sie zeitgenössische Kulturschaffende für Ausstellungen. Und auch über Materialien will sie „historische und gegenwärtige globale Prozesse beleuchten“. Die Schausammlung will sie sich „in den nächsten Jahren vornehmen“, um dort mehr auf Storytelling zu setzen, also anhand der Objekte nachvollziehbare inhaltliche Bögen zu schlagfen. Die Erzählung der Kultur war insgesamt bisher „sehr westlich dominiert“, man wolle nun in der eigenen Schausammlung einen „Beitag zur dekolonialen Designgeschichte“ leisten. Und ein „gelebtes Weltbürgerinnentum“ ansprechen, das seien Menschen mit „Offenheit gegenüber anderen Kulturen und mit Interesse an der kolonialen Vergangenheit“.Zu Beginn: Die HoseDen Auftakt ihrer Amtszeit macht eine Ausstellung, die noch ihr Vorgänger in die Wege geleitet hat: „Wer hat die Hosen an?“ beschäftigt sich bis 1. Februar 2026 in fünf Sälen mit dem durchaus aufgeladenen Kleidungsstück, anhand dessen Geschlechterrollen, kulturelle Zuordnungen und Modefragen sichtbar gemacht werden. Ab 28. Mai geht es um „Kolonialismus am Fensterbrett“: Beliebte Zimmerpflanzen werden in den Kontext ihrer Herkunftsländer gestellt, etwa die Geranie zur Ausbeutung in Südafrika. Und die Künstlerin Tabita Rezaire beschäftigt sich ab 17. September bei ihrer ersten Einzelausstellung in Österreich mit Heilung als dekolonialer Strategie und der Frage, wie „fortdauernde neo-koloniale Machtstrukturen unser Verständnis des Kosmos dominieren“. …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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