Werbelegende Demner über Politik: „Es fehlen positive Erzählungen“

Kultur

Mariusz Jan Demner erzählt, wie politische Kommunikation funktioniert, warum die Impfkampagne in die Hose ging und dass man nicht vergessen sollte, wie verwöhnt wir heute sind.

Demner wollte nie für Politik, werben, obwohl er sie dann als besonders spannend empfand.

KURIER: Welche Berufsbezeichnung steht auf Ihrer Visitenkarte?

Mariusz Jan Demner: „Praktikant“. Das habe ich beibehalten, weil ich als Autodidakt begonnen habe und weil ich die Titel in unserer Branche immer ein bisschen deppert gefunden habe. Nur einmal habe ich spezielle Karten – mit CEO oder so – anfertigen lassen, als ich in Japan eine paneuropäische Kampagne für Mazda präsentiert habe. Dort wäre das nicht so gut angekommen.

Was macht einen erfolgreichen Werber aus?

Das versuche ich schon seit Jahrzehnten herauszufinden.

Ihnen ist es gelungen, woran lag es?

Dass ich nicht versucht habe, ein erfolgreicher Werber zu sein. Das kostbarste Gut, das es in unserem Metier gibt, ist die Aufmerksamkeit von Menschen, die wir erreichen wollen. Da ist es hinderlich, wenn man sich zu viel mit sich selbst beschäftigt.

Ihr Sohn Marcello ist mittlerweile im Führungsteam der Agentur. Er meinte, es funktioniere, weil Sie sich hie und da auf die Lippen beißen. Wie blutig sind Ihre Lippen?

Sie sind heil – sein Einstieg ist ja schon drei Jahre her. Es war mir klar, dass ich ihm Platz lassen muss, und ich wollte ja auch in die Zukunft schauen. Im Vorjahr haben die Youngsters ein Rekordjahr hingelegt.

kurier/Wolfgang Wolak

Sie selbst wirken nach wie vor hyperaktiv und halten offenbar wenig von Work-Life-Balance und Homeoffice, oder? Wenn das work nicht passt, dann passt auch das life nicht. Für mich ist die Agentur „playground“, wo intelligente und inspirierte Menschen zusammenkommen. Es funktioniert zwar auch gut remote, aber ich bevorzuge den persönlichen Austausch.

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Merken Sie den Wirtschaftsabschwung in der Auftragslage?

Noch nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir erfolgreiche Kunden haben, die nicht so konjunkturabhängig sind wie andere. Es lohnt sich aber, einmal nachzudenken, in welchen Umständen wir jetzt leben. Wir sind ja extrem verwöhnt: Was heutzutage als Krise bezeichnet wird, hat man im vorigen Jahrtausend auf furchtbarste Art in Weltkriegen erlebt. Etwas mehr Gelassenheit würde guttun.

Ihre Agentur hat Sprüche kreiert, die in die Alltagssprache eingingen, etwa: „Ganze Männer machen halbe-halbe“.

Der „Halbe-Halbe“-Spruch hat eine Diskussion angestoßen, die damals so gar nicht in der Zeit war.

Hat er Aggressionen erzeugt?

Oh ja, ich glaube, er hat Helga Konrad sogar irgendwann den Job als Frauenministerin gekostet. Tolle Frau, sie hat sich da mit uns etwas getraut! Was heute in der Politik vielfach fehlt: Es geht nicht darum, die Komplexität der Krisen darzustellen, sondern darum, Zeichen zu setzen, die weiterbringen. Bill Clinton hat einmal gesagt: „The job of an American president is selling hope to the people.“ Diese Zeichensetzung ist in der Politik verloren gegangen. Es gibt ein paar, die das verstehen, des dann aber für Dinge nutzen, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen.

kurier/Wolfgang Wolak

Meinen Sie zum Beispiel Sebastian Kurz damit?

Er und sein Team haben sicherlich Strategie, Kommunikation und Zeichensetzung verstanden. Das beherrschen momentan nur ganz wenige. Auch Herbert Kickl, der aus der Werbung kommt, weiß, wie Kommunikation funktioniert. Das macht ihn …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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