Werk X: Medea als True-Crime Geschichte

Kultur

Medea, Kindermörderin oder selbst Opfer? Der Medea-Mythos wird in „Tatort Medea“ im Werk X zum True-Crime-Projekt. Menschen mit Trenchcoats auf Spurensuche. Auf einer hell erleuchteten Bühne, die mal Verhörzimmer, mal Kaffeeküche ist. Die Kommissare Pier Paolo Pasolini, Heiner Müller, Elfriede Jelinek und Christa Wolf (Darsteller mit überdimensionalen Köpfen, wahrscheinlich aus Pappmaschee) wuseln umher und murmeln Unverständliches. Sie alle haben sich mit Medea auseinandergesetzt, Pasolini filmisch, Christa Wolf in ihrem wegweisenden Roman. Aber wo ist Grillparzer? Und was macht Jelinek hier? Sie schrieb nur am Rande über Medea aber, na ja, wahrscheinlich hat’s Spaß gemacht, die Jelinek-Frisur aus Pappmaschee zu basteln. Zu viel fragen sollte man nicht. Etwa, warum Jelinek schwanger ist. Und warum Heiner Müller eine Ultraschalluntersuchung an ihr vornimmt. Zumindest witzig ist Pasolini, der weniger am Fall Medea als an der Aufklärung des Mordes an ihm interessiert ist. War das damals, 1975 am Strand von Ostia, ein junger Stricher oder waren’s doch Rechtsextremisten? Er macht jedenfalls ständig Selfies.

Während der neunzigminütigen Aufführung ist unausgesetzt Musik, zum Teil live, zum Teil vom Band, zu hören, am Ende so ohrenbetäubend, dass man froh ist, die an der Garderobe ausgegebenen Ohrstöpsel dabei zu haben. Und dass man die Projektbeschreibung gelesen hat sowie den einen oder anderen Medea-Text. Sonst würde man sich hier nicht auskennen. Es passiert viel parallel. Versteht sich von selbst, dass alles, was auf der Bühne geschieht, gefilmt und wieder auf die Bühne projiziert wird. Unter anderem eine Zuschauerin, die auf die Bühne gebeten und flugs zur Verdächtigen wird

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Das Wiener Kollektiv God’s Entertainment inszeniert hier „unsere zivilisatorische Schuld“. Im Sommer 2025 ließen die Künstler einen Oktopus im Teich vor der Karlskirche schwimmen. Er war aufschlussreicher. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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