„Würsteloper“: Korruption, Machtgeilheit und ein Krokodü

Kultur

Wien-Premiere der „Würsteloper“ von Hakon Hirzenberger: Eine würzig-deftige und kurzweilige Komödie, die etwas zu viel auf einmal will.

Der Wiener Würstelstand ist, vor allem abends, ein spannender Ort. Die einen kommen vom Feiern, die anderen vom Büro oder der Theatervorführung, doch vor der Wurst sind alle gleich – alle gleich hungrig. Im Wiener Theater Akzent steht ein Würstelstand auf der Bühne. Es ist das Bühnenbild zur „Würsteloper“ von Autor und Regisseur Hakon Hirzenberger, die Ende Juni beim Theaterfestival „Steudltenn“ in Uderns im Zillertal seine Uraufführung feierte. Am Mittwochabend feierte das Stück Wien-Premiere.

Schwanzvergleich

In den ersten 20 Minuten ist es eine reine Sausage Party, reine Männersache: Es treffen sich der Baumeister Sandro (Peter Pertusini) und der Beamte Max (Nikolaus Firmkranz) bei Karli’s Würstelstand, um undurchsichtige Geschäfte abzuwickeln, um Dickpics (Schwanzvergleich!) und Sackerl mit Geld auszutauschen.

Karli (Valentin Frantsits), der Betreiber des Würstelstands, gibt den gutgläubigen, lieben, grundehrlichen Menschenfreund, der nichts davon mitbekommt, was die beiden schwindligen wie grauslichen Typen, die er mit seinen österreichischen Bio-Würsten versorgt, für dubiose Geschäfte abziehen. Es geht um den Werner (der im Stück nie auftaucht) und sein geplantes Neubauprojekt in einem Naturschutzgebiet. Diesem Millionenprojekt stehen leider einige Bäume inklusive der dort ansässigen Knoblauchkröte, die streng geschützt ist, im Weg. Aber mit Geld und gekauften Gutachten lässt sich alles lösen – ganz nach dem sehr österreichischen Motto: „A bisserl was geht immer“. 

Dazu reicht der Karli diverse Köstlichkeiten. Da bekommt man Hunger und Durst, will man sich am liebsten gleich dazu stellen, auf ein Stifterl, ein 16er-Blech und eine Haaße (Burenwurst) mit Senf und einem Krokodü (Essigkurkerl). Aber bei der eklig-schmierigen Gesellschaft dort oben auf der Bühne bleibt man lieber im Publikum sitzen und sieht dem korrupten Treiben zu. 

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Festplatte mit Schweinereien

Diesem Machtmissbrauch ist  Max‘ Ex-Pressesprecherin Betti (Karoline Troger), die jetzt für die Zeitung „Morgen“ arbeitet, auf der Spur. Sie hat Tonaufnahmen, Bilder und eine Festplatte, die diese „Schweinskultur“ dokumentieren. 

Am nächsten Tag ist der Karli weg. Spurlos verschwunden. Im Würstelstand steht stattdessen Delilah (Julia Augscheller), die nur gebrochen Deutsch spricht. Oida, das geht ja überhaupt nicht … Damit macht das eh schon etwas überladene Stück auch noch das Ausländer-Migration-Asyl-Fass auf. Dazu kommen noch testosteronschwere Ungusteleien, gewürzt mit einer Prise toxischer Männlichkeit und Zeitgeistfragen wie Transgender und Veganismus. 

Der kurzweilige Abend bietet eine tolle und engagierte Schauspielleistung vom gesamten Ensemble. Man fühlt sich gut unterhalten, aber auch etwas erschlagen. Denn inhaltlich werden zu viele gesellschaftliche Themen, innenpolitische Skandale, Chat-Protokolle und Affären miteinander verwurstet – und mit Gesang, Brot und Senf serviert: Wer soll das alles essen? 

„Würsteloper“ im Akzent Theater (Argentinierstraße 37, 1040 Wien)
Mit: Julia Augscheller, Karoline Troger, Nikolaus Firmkranz, Valentin Frantsits, Peter Pertusini.
Regie: Hakon Hirzenberger
Musik: Matthias Jakisic
Bühne: Gerhard Kainzner
Kostüme: Andrea Bernd
Licht: Sabine Wiesenbauer

Termine: 13.11, 23.11., 5.12.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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