Barbora Horáková inszeniert an der Wiener Staatsoper Mozarts Hitoper. „Was ist unsere Berufung, was wollen wir hier und wo endet das Ganze?“, fragt sie
Eine neue „Zauberflöte“ an der Wiener Staatsoper (Premiere ist am Montag) – da ist man ganz tief drin in der Historie und der DNA des Hauses, das fast mit Mozarts Oper eröffnet worden wäre und das das Werk schon in vielerlei Form dargeboten hat. Diese Schwere der Geschichte und die nostalgisch aufgeladene Emotion, die das Publikum dem Werk entgegenbringt, machen es, so könnte man meinen, für eine Regisseurin nicht einfacher. Wie nähert man sich also einer Oper, bei der jeder gleich eine Melodie im Kopf – und ein (ziemlich fixes) Bild vor Augen hat, wie das aussehen soll?
Barbora Horáková will, wie sie im KURIER-Gespräch erzählt, bei Mozarts Hitoper „die Menschlichkeit und die Magie“ zeigen, die dem Werk innewohnen. Und erkunden, „was es heißt, als Mensch durch das Leben zu gehen und Prüfungen durchzumachen, und zu verstehen zu versuchen, worum es eigentlich geht. Was ist unsere Berufung, was wollen wir hier und wo endet das Ganze?“
Wiener Staatsoper/Sofia VargaiováGemeinsam
Das ist natürlich eine Frage, auf die man gerne eine Antwort hätte. Also, worum geht es im Leben? „Das kann ich, fürchte ich, nicht beantworten“, sagte die Regisseurin mit einem Lachen. „Man kann es vielleicht so führen, dass man die Hoffnung und die Schönheit erlebt. Und Musik als etwas Metaphysisches, das wir nicht verstehen, aber spüren können.“ Und man könne sich bewusst werden, dass „das alles vielleicht leichter ist, wenn man zu zweit, gemeinsam, durch das Leben geht, mit jemandem, den man liebt. Dann muss man sich weniger fürchten.“
Daher zeigt Horáková in der Neuinszenierung Pamina (Slávka Zámečníková) und Tamino (Julian Prégardien) zuletzt mit umgeschnallten, lebensgroßen Puppen ihrer selbst im hohen Alter.
„Man erlebt sie immer älter, bis sie die letzten Prüfungen eigentlich in den Tod führen. Was übrigens das meist benutzte Wort in der Zauberflöte ist!“
Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Den Beginn macht die Neuinszenierung aber in einem Spukhaus. Horáková verlegt die Handlung in eine Welt, die wie im Märchen „ein bisschen verfremdet ist“, drei Buben, die auf ihren BMX-Rädern in dieses Spukhaus fahren, sehen „komische Bilder an den Wänden, die Menschen sind halb Mensch, halb Vogel“, einer „wird von einer Schlange verfolgt“.
Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Die handelnden Figuren der „Zauberflöte“, sagt sie, „tauchen auf wie Märchenfiguren. Aber das Tolle ist, jeder ist auch ein Mensch. Die Königin der Nacht ist auch eine Mutter, die unter dem Verlust ihrer Tochter wirklich leidet. Sarastro ist nicht nur Herrscher, sondern vertritt auch starke philosophische Ideale. Papageno ist ein Vogelfänger, aber beweist gleichzeitig auch die größte Menschlichkeit überhaupt, und zeigt auch, was es heißt, wenn man einsam ist.“
Die Oper wird als Reise durch verschiedene Räume dieses Hauses inszeniert; in allen diesen Räumen warten Prüfungen verschiedener Art. Der erste etwa ist gleich ein Klassenzimmer mit Lehrerinnen, „wie ich das früher in Prag erlebt hatte.“ Ist das gut oder schlecht? „Meine Klavierlehrerin hat mir mit einem Stab über die Finger geschlagen“, sagt Horáková.
Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Am Schluss siege „das Licht über die Dunkelheit“, …read more
Source:: Kurier.at – Kultur