
US-Zölle von 200 Prozent für Wein aus Europa stehen im Raum. Setzt Washington den Plan um, sehen Österreichs Winzer schwarz für das Geschäft in den USA, dem zweitwichtigsten Exportmarkt.
US-Starinvestor Warren Buffett hat Donald Trumps Zollpolitik als eine Art „Kriegshandlung“ bezeichnet. Das sehen auch Österreichs Winzer so. Der Herr im Weißen Haus hat als Vergeltung für EU-Zölle auf Whiskey einen Strafzoll von 200 Prozent auf Weine, Champagner und andere Alkoholika aus Europa angekündigt – für den 2. April.
Hauptbetroffen wäre Frankreich. Die dortigen Winzer stehen für 40 Prozent des US-Weinimports. Aber auch die heimischen Weinbauern sind höchst alarmiert.
Es wird zwar noch verhandelt, auch die US-Importeure hoffen auf das Last-minute-Einlenken Trumps. Lässt er sich nicht erweichen, wovon Beobachter ausgehen, ist die Erfolgsstory „Wein für die USA“ Geschichte.
Klar ist: Nach Jahren stetigen Wachstums haben Österreichs Weinexporte im Vorjahr ein Minus verzeichnet. Einer der Positiv-Ausreißer waren ausgerechnet die USA. Sie haben sich zum zweitwichtigsten Absatzmarkt gemausert. Umso schmerzlicher trifft nun die Trumpsche Zollkeule.
kurier/Martina Berger
Winzer Fritz Wieninger
„Wird sehr wehtun“
Der Wiener Fritz Wieninger erwartet heuer einen Totalausfall des US-Geschäfts. Er exportiert seinen Wein vom Nussberg in 45 Länder. Deutschland ist sein stärkster Absatzmarkt mit mehr als zehn Prozent, die USA machen um die fünf Prozent aus. Wieninger: „Bei der aktuellen Unsicherheit wird kein US-Importeur eine Bestellung aufgeben. Die ursprünglich von Trump genannten 25 Prozent Zoll auf Wein wären ja noch irgendwie verkraftbar. Aber die 200 Prozent sind definitiv ein Todesstoß für das Geschäft. Das wird der Branche sehr wehtun.“
Und zwar insgesamt, denn die USA sind der größte Weinimporteur der Welt. Der in den Staaten produzierte Wein kann die Lücke der fehlenden Mengen aus Frankreich, Spanien oder Italien niemals füllen. Die Zölle auf Weine aus der EU werden daher zu massiven Verschiebungen auf dem Weltmarkt führen, sagen die Fachleute. Winzer aus Lateinamerika, Südafrika oder Australien profitieren, europäische Anbieter kommen unter Druck.
Winzerin Dorli Muhr aus Prellenkirchen (Carnuntum) wurde mit ihrem Rotwein als erste Frau aus Österreich in die Liste der 100 besten Weingüter der Welt aufgenommen. Sie sagt: „Die US-Händler wissen auch noch nicht, was wirklich genau passiert. Die Importeure stellen momentan alles ‚on hold‘. Das schmerzt jeden einzelnen Winzer, aber niemand wird daran zugrunde gehen. Dafür ist unsere Branche viel zu zersplittert.“
Ein „großer Preiskampf“ in Europa sei dennoch absehbar. Neben den angedrohten US-Zöllen sind daran die Überproduktion in Europa und die sinkende Wein-Nachfrage bei der jüngeren Generation schuld. Muhr: „Da bleibt jetzt ganz viel Wein in Europa. Leidtragende sind auch die Weinliebhaber in den USA. Jetzt haben sie schon keine Eier, jetzt kommt auch noch kein Wein.“
Ruinierter Preis
Von einem „Worst Case Szenario“ spricht Günther Christandl, Verkaufsleiter bei Leo Hillinger in Jois (Burgenland). Komme zu den hohen Logistikkosten für den Weinexport in die USA ein Zoll von 200 Prozent dazu, sei der Preis für Wein aus Österreich nicht mehr zu rechtfertigen. „Wir haben in Österreich ohnehin schon 2.000 bis 3.000 Hektar Anbaufläche zu viel, das wird den Preis ruinieren.“
Restaurants und Bars in den USA, die Wein aus Österreich anbieten, müssen sich also noch rasch mit Grünem Veltliner oder Blaufränkischem …read more
Source:: Kurier.at – Politik