Ähnlichkeiten mit Orbán? Warum in Ungarn ein Song über Korruption die Charts dominiert

Politik

Das Musikvideo über einen korrupten Ministerpräsidenten wurde auf YouTube innerhalb weniger Tage Millionen Mal geklickt.

„Csurran, cseppen“, singt der ungarische Rapper Péter Majoros, alias Majka. Wörtlich übersetzt heißt das „Es rinnt, es tropft“. Und zwar das Geld. Dabei sieht man im Musikvideo den Ministerpräsidenten des fiktiven Landes Bindschistan, der nach acht Jahren Herrschaft erstmals ein Liveinterview gibt. Kurz vor dem Gespräch wird ihm von einem Kellner ein Wahrheitsserum verabreicht. Unter dessen Einfluss packt der von Majka selbst dargestellte Premier hemmungslos über Korruption, Geldgier und Volksverdummung aus.

Auf YouTube wurde der Mitte Januar veröffentlichte Clip innerhalb einer Woche mehr als sieben Millionen Mal aufgerufen – angesichts der 9,6 Millionen Einwohner in Ungarn eine enorme Zahl. Auch in Österreich steht der Clip an der Spitze der Trend-Charts, in Deutschland ist er unter den Top 10.

Denn die Hörerinnen und Hörer sehen in dem Musikvideo eine unmissverständliche Kritik am ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der regelmäßig der Korruption und Selbstbereicherung beschuldigt wird. Viele User glauben auch, im Kellner, der im Video dem fiktiven Ministerpräsidenten das Wahrheitsserum untermischt, Ungarns Oppositionsführer Péter Magyar zu erkennen.

„Wir wurden größer und größer, wie eine Gemeinde. Alles, was ich tun musste, war, Sch**** über Schwule zu reden“, lautet eine Liedzeile. Und weiter: „Dann wurde klar, wir brauchen einen Plan. Also habe ich alles mit meinen Kindheitsfreunden geregelt.“ Einen davon, so der Text, „wuschen wir rein, machten alles richtig mit ihm, deshalb machte ich ihn später zum Finanzminister.“ Die LGBTQI-Feindlichkeit der Regierung Orbán ist genauso dokumentiert wie der enorme Vermögenszuwachs von Personen aus Orbáns engem Umfeld seit dessen Amtsantritt.

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 In den sozialen Medien verbreiten sich mittlerweile Videokollagen und KI-generierte Szenen, die Orbán und seine Minister zu dem Rap-Song tanzen lassen.

„Ich überstehe alles, die Gesetze sind auf mich zugeschnitten. Verdammt, ich liebe Geld so sehr!“, so endet das Musikvideo.

„Keine politische Seite“

Majka hatte sich bisher kaum politisch geäußert, er galt eher als Figur, die sich anzupassen versuchte, erinnerten Kommentatoren. Nach Erscheinen des Clips wurde der Rapper von Medien und Personen, die der Regierungspartei Fidesz von Orbán nahestehen, umgehend öffentlich attackiert. So wird betont, wie irrelevant das Musikvideo und der Künstler seien. Auch der staatliche Fernsehsender TV2, in dessen Programm Majka oft auftrat, hat sich vom Rapper distanziert – offiziell, weil sich dieser in der Vergangenheit kritisch zu Donald Trumps Wiederwahl in den USA geäußert hätte, den Orbán bekanntlich als „Verbündeten“ sieht.

Majka selbst bemühte sich aufgrund der heftigen Reaktionen, die Wogen zu glätten. Er wolle sich „keiner politischen Seite anschließen“, sondern sehe die gesamte Elite kritisch, verlautbarte er auf Facebook.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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