
Seit 2019 ist Hartwig Hufnagl Asfinag-Vorstand, seit fünf Jahren E-Autofahrer. Im Innenpolitik-Podcast Milchbar erklärt er, was „nachhaltige Mobilität“ ist.
KURIER: Wie viel nimmt die Asfinag jährlich mit der Pkw-Vignette und Lkw-Maut ein?
Hartwig Hufnagl: Im Geschäftsjahr 2024 haben wir mit Mautprodukten rund 2,5 Milliarden Euro eingenommen. Ungefähr zwei Drittel kommen aus der Lkw-Maut, ein Drittel aus der Jahres- bzw. Tagesvignette und den Streckenmauten. Dazu kommen noch Umsätze von unseren Pachtgründen und Enforcement-Geldern (Strafen; Anm.). In Summe generieren wir knapp drei Milliarden Euro.
Was machen Sie mit den Milliarden?
Wir reinvestieren die Einnahmen, weil wir ja ein umfangreiches Bauprogramm zu stemmen haben. Wir planen in 6-Jahres-Zyklen und haben gerade erst das Bauprogramm 2026 bis 2031 mit einem Investitionsvolumen von 12,5 Milliarden Euro verabschiedet.
Teile der Einnahmen gehen an den Bund. Von welchen Größenordnungen sprechen wir da?
Wir sind körperschaftssteuerpflichtig und schütten jährlich eine Dividende an den Bund aus. Der Fiskus verdiente im letzten Jahr rund 900 Millionen Euro mit der Asfinag. Durchschnittlich beträgt die Dividende 250 Millionen Euro, 2025 lag die Dividende bei 305 Millionen Euro – bei einer Eigenkapitalquote von 47 Prozent durchaus berechtigt.
Die Wirtschaft kritisierte zuletzt die Erhöhung der Lkw-Maut. Was halten Sie dem entgegen?
Aus Sicht der Spediteure ist das natürlich nachvollziehbar. Wir verlangen Maut, weil die Infrastruktur dementsprechend benutzt wird. Dafür stellen wir auch Rastanlagen und eine sichere Infrastruktur zur Verfügung.
Letztes Jahr war die Asfinag vermehrt mit der Tauernautobahn in den Medien. Auf welchen Stau müssen wir uns in den Ferien einstellen?
Ich rufe unseren Slogan in Erinnerung: „Baustellen vergehen, Fortschritt bleibt“. Wenn wir diesen hochqualitativen Zustand unseres Infrastrukturnetzes auch die nächsten Jahrzehnte aufrechterhalten wollen, dann bedarf es jährlicher und gezielter Investitionen. All unsere Streckenabschnitte, Brücken und Tunnelanlagen sind in einem sehr guten Zustand. Nur 0,94 Prozent unserer Assets werden mit „Nicht genügend“ beurteilt, mehr als zwei Drittel mit „Sehr gut“ bis „Befriedigend“.
Gilt die Benotung auch für die über 5.000 Brücken?
Die Brücken sind in einem durchaus sehr guten Erhaltungszustand. Unsere Brücken sind Baby-Boomer – also großteils in den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden und am Ende ihres Lebenszyklus angelangt, weshalb viele Brücken nun im Bau- und Sanierungsprogramm zu finden sind.
kurier/Wolfgang Wolak
Wer beurteilt, ob etwas „Sehr gut“ ist?
Das ist eine Kerndisziplin der Asfinag. Über hundert Erhaltungsmanager prüfen Straßenoberflächen und Tunnelanlagen. Brücken werden abgeklopft und mit Drohnen gesichtet. Wir haben Monitoring-Systeme und Sensoren, die akkurat Auskunft darüber geben, wie der Gesamtzustand ist und welche Materialermüdungserscheinungen es gibt. Bei Brücken beginnen wir schon zwölf Jahre im Voraus mit Planungsmaßnahmen, damit wir am Ende des Lebenszyklus die betriebswirtschaftlich und technisch richtigen Maßnahmen treffen. Baustellen wird es immer geben. Es ist wie bei anderen Investitionen – beim normalen Häuslbauer oder Hotelier – notwendig, um den Erhalt sicherzustellen.
Die Asfinag wirbt damit, ein „nachhaltiger Mobilitätspartner“…
…es klingt wie ein Paradoxon, dass ein Straßen- und Infrastrukturbetreiber nachhaltig wirken kann, aber wir tun es. Unsere gesamte Pkw-Flotte ist umgestellt und dekarbonisiert, jetzt nehmen wir die Leicht- und Schwer-Lkws in Angriff.
kurier / Wolfgang Wolak
Ihr Dienstwagen ist ein E-Auto?
Ja, ich fahre seit über fünf Jahren rein elektrisch. Wir versuchen, auch nachhaltig zu bauen. Das heißt: Wenn wir …read more
Source:: Kurier.at – Politik



