Biden gegen Trump: Ein Showdown mit Sprengkraft

Politik

Am Donnerstagabend sehen an die 100 Millionen Amerikaner zu, wie sich zwei alte Männer um das höchste Amt im Staate streiten.

Wenn Joe Biden und Donald Trump am Donnerstag die CNN-Zentrale in Atlanta betreten, um 21 Uhr Ortszeit, drei Uhr morgens am Freitag in Österreich, werden zwei noch weiter als 2020 entfernte Gegensätze aufeinanderprallen: Hier ein noch anfälliger gewordener Staats-Senior, der mit 81 Jahren ein zweites Mal die „Seele Amerikas retten“ will – vor Trump. Dort ein auf Radau erpichter Egomane, der mit 78 erneut ins Weiße Haus will, um Vergeltung gegen all die zu üben, die ihm vor vier Jahren den Wahlsieg verwehrt haben. Das ist die Grundkonstellation vor der ersten Fernseh-Debatte der Polit-Dinosaurier, der voraussichtlich über 100 Millionen Amerikaner zusehen werden.

Wie läuft die Debatte ab?

Ganz anders als sonst. Schrei-Orgien wie beim letzten Mal 2020 in Cleveland, als Trump Biden notorisch ins Wort fiel, wird es nicht geben. Die CNN-Moderatoren Jake Tapper und Dana Bash werden nur jeweils ein Mikrofon scharfstellen. Feedback von Live-Zuhörern gibt es nicht. Im Studio ist kein Publikum zugelassen. Biden und Trump sitzen 90 Minuten lang am Tisch. Sie bekommen lediglich Notizblöcke, Kugelschreiber und Wasser gestellt.

Warum findet das TV-Duell so früh statt?

Biden liegt in Umfragen über seine Beliebtheit konstant im prekären Bereich. Er benötigt eine Vitamin-Spritze für den Wahlkampf. Zumal sich der Kernvorbehalt gegen ihn – er sei entschieden zu alt für den Job – durch diverse öffentliche Auftritte verschärft hat. Eine kontrollierte Vorstellung ohne größere Versprecher oder Aussetzer könnte Zweifler auch in der demokratischen Partei beruhigen. Andersherum: Geht die Sache in die Hose, hätte Biden am 10. September Gelegenheit, beim zweiten Aufeinandertreffen die Scharte auszuwetzen. Bei Trump ist die Sache einfach. Er will den Amtsinhaber vor einem Millionen-Publikum politisch „vernichten“. 2020 hat das nicht funktioniert.

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Was steht auf dem Spiel? 

Trotz des extrem hohen Bekanntheitsgrades der Kontrahenten kann die Debatte und der spätere Spin über Sieger und Verlierer noch unentschlossene Wähler bewegen. Denn allen Wasserstandsmeldungen zum Trotz: Das Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen ist völlig offen. Wobei richtig ist: Trump hat trotz des ersten strafrechtlichen Urteils kaum an Rückhalt eingebüßt. Biden dagegen liegt konstant bei relevanten Wählergruppen wie Afro-Amerikanern, Leuten unter 30 und Latinos deutlich schlechter als 2020. Eine aufschlussreiche Szene, ein wie in Stein gemeißelter Satz, ein außergewöhnlicher Gesichtsausdruck hat so das Potenzial, auf der Schluss-Etappe zum Symbol des Wahlkampfes zu werden.

Wie werden sich Biden und Trump gegenseitig attackieren? 

Trump wird Biden erneut Totalversagen in der Wirtschafts-, Außen- und Innenpolitik vorwerfen. Die Lage im Ukraine- wie im Israel-Gaza-Krieg wird dabei ebenso eine zentrale Rolle spielen wie die millionenfachen Asylgesuche an der mexikanischen Grenze. Auch wird Trump Biden – über das Vehikel des wegen eines Waffen-Delikts verurteilten Hunter Biden – als Kopf einer „Verbrecher-Familie“ brandmarken. Biden wird Trumps Sünden-Register, zivil- wie strafrechtlich, ausbreiten, und dessen Vorliebe für Diktatoren von Wladimir Putin bis Kim Jong-Un geißeln. Er wird davor warnen, dass mit Trump der Oberste Gerichtshof vollends zum verlängerten Arm des Weißen Hauses würde und Amerika zur Autokratie und zum Steuer-Paradies für Reiche.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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