Budgetkrise: Warum sich die Prognosen so stark unterscheiden

Politik

Wirtschaftsforscher haben es derzeit nicht leicht. Was hinter den großen Unterschiede bei den Prognosen steckt.

Österreich droht die längste Wirtschaftsflaute seit dem Zweiten Weltkrieg – dementsprechend düster fallen Budgetprognosen aus. Die EU-Maastricht-Kriterien von 3 Prozent des BIP wird man auch heuer verfehlen. Wie stark, bleibt weiterhin unklar.

Denn die Prognosen des Finanzministeriums und der Wirtschaftsforscher unterscheiden sich nach wie vor. Woran liegt das und warum verändern sich Prognosen innerhalb eines Jahres überhaupt so stark? Wichtige Fragen und Antworten:

Warum kommt das Finanzministerium (BMF) auf ein geringeres Defizit als WIFO/IHS oder der Fiskalrat?

Im Frühjahr rechnete das BMF noch mit einem Defizit von 2,9 % des BIP, während der Fiskalrat bereits von 3,4 % ausging. Nun hat das BMF seine Prognose auf 3,3 % korrigiert, WIFO/IHS gehen von einem Minus bis zu 3,7 % aus. Grund für die Unterschiede: Das Finanzressort von Magnus Brunner (ÖVP) rechnet dem Vernehmen nach mit einem geringeren Defizit für die Bundesländer und Gemeinden als die Institute. Auch andere Staaten werden die EU-Fiskalregeln übrigens verfehlen. Frankreich droht gar ein Defizit von 6 %.

Was bedeutet das für den Schuldenstand?

Laut BMF wachsen Österreichs Schulden heuer um 17,3 auf 389 Milliarden Euro an – das wären 2,5 Milliarden mehr als im März angenommen. Die Schuldenquote, also die Staatsverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung, steigt um 1,8 Prozentpunkte auf 79,3 Prozent.

Wie kann es sein, dass sich Prognosen innerhalb eines halben Jahres so stark verändern?

Das dürfte mehrere Gründe haben. Erstens: Österreich ist ein industrielastiger Standort. Wegen hoher Energie- und Lohnkosten im Euroraum – vor allem hierzulande – sind die Warenexporte heuer noch stärker eingebrochen als im Frühjahr angenommen. Zudem konsumieren die Menschen, trotz höherer Reallöhne, wider Erwarten kaum mehr als 2023. Zweitens: Laut der Nationalbank unterlaufen den Institutionen im Euroraum seit der Covid-Pandemie deutlich mehr Prognosefehler – unter anderem wegen unerwarteter Preisanstiege oder Lieferkettenproblemen, die zu Engpässen führten.

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Wie stark haben sich Prognosen für 2024 verändert?

Das BMF baut Schätzungen unter anderem auf Berechnungen der Statistik Austria auf. Ende März ging das BMF von einem BIP von 499 Milliarden Euro aus. Dieser Wert ist nun auf 490,7 Milliarden abgestürzt. Ein Mitgrund: Das BIP von 2023, auf dem die Prognosen für 2024 beruhen, war etwas niedriger als ursprünglich angenommen. Ende März schätzte die Statistik Austria Österreichs BIP für 2023 auf 477,2 Milliarden, nun nur noch auf 473,2.

Wohin sind die vier Milliarden von 2023 verschwunden? 

Die Statistik Austria spricht von „konzeptionellen und methodischen Neuerungen“, einige Datenquellen hätten sich geändert. Grundsätzlich stünden den Statistikern im Frühjahr aber auch noch nicht sämtliche Daten „über den Produktionswert und Vorleistungen der Güter und Dienstleistungen“ zur Verfügung. Verlässlichere Daten aus der Unternehmensstatistik zum Vorjahr kommen erst bist zur zweiten Erhebung, im September. Heißt: Bis dahin muss die Statistik Austria auf Schätzverfahren setzen. „Insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Umbrüche kommt es hier zu größeren Abweichungen“, heißt es zum KURIER. In der Baubranche sei die Wertschöpfung statt 1,1 um 5,7 % geschrumpft, im Sektor der Finanzdienstleistungen um 8,1 statt 0,3 %.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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