Das Assad-Regime ist gefallen, doch die Zukunft Syriens sieht düster aus

Politik

Im schlimmsten – und viel realistischeren – Fall, werden die zahlreichen verschiedenen Akteure einander brutal bekämpfen.

Tausende Menschen zu Fuß und in Autos versammelten sich auf einem zentralen Platz in Damaskus und skandierten „Freiheit“ und „Gott ist groß“. Statuen der Assad-Familie wurden in den von den Rebellen eingenommenen Städten umgestürzt, Plakate mit Assads Konterfei wurden abgerissen und die Menschen zertrampelten sie, die Bilder wurden verbrannt oder von Kugeln durchlöchert.

Moderater Radikaler? Ein Widerspruch in sich

Keine zwei Wochen dauerte es, bis das Assad-Regime, das sich über Jahrzehnte an der Macht gehalten hatte, gefallen war. Wie Dominosteine fielen die Städte nacheinander in die Hand der Aufständischen – allen voran der Terrororganisation „Hayat Tahir al-Sham (HTS)“. Ihr Anführer, Abu Mohammed al-Dschulani, wird den Anspruch stellen, einer wie auch immer gearteten, neuen syrischen Regierung vorzustehen. In Interviews mit US-Medien hatte sich der 42-Jährige moderat gegeben. Seine Organisation ist es nicht. Und auch er selbst kämpfte ab 2003 für die „al-Qaida im Irak“, aus der 2006 der IS hervorging.

Im Syrischen Bürgerkrieg kooperierte seine al-Nusra-Front (später HTS) anfangs mit dem IS. Nach der „Spaltung“ verübten die zumeist aus dem Ausland stammenden Kämpfer schwere Kriegsverbrechen, nahmen unter anderem UN-Soldaten als Geiseln. Auch im Machtkampf, der ab spätestens 2017 in der Provinz Idlib ausbracht, kannte die HTS keine Skrupel, tötete zahlreiche Anführer anderer Rebellen- und Islamistengruppen und zwang diese unter ihren Schirm. Dutzende Splittergruppen mit unterschiedlichsten Ideologien und Zielen – das ist die HTS, die sich nun anschickt, Syrien zu regieren.

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Wirtschaft am Boden

Ein gebeuteltes Land mit einer darniederliegenden Industrie, 13 Millionen Menschen, grassierender Armut, unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Im besten Fall wird man in der Lage sein, die Subsistenzlandwirtschaft so anzukurbeln, dass die Versorgungssituation ein kleines bisschen besser wird. In puncto Verwaltung konnte die HTS nur mit massiver Hilfe der Türkei drei Millionen Menschen in Idlib versorgen.

Die Elektrizität kam rein aus dem nördlichen Nachbarland, Nahrungsmittel über internationale Lieferungen. Ohne türkische Logistik ist eine funktionierende Verwaltung in Syrien kaum vorstellbar.

Und es ist fraglich, ob arabische Staaten wie Ägypten, Jordanien oder Katar den neuen Machthabern im Land ihre Hilfe anbieten werden. Groß gemacht hatten die HTS zu Beginn des Krieges in Syrien vor allem Spender aus der Golfregion, später immer mehr die Türkei. 

500 Millionen von den USA

Die USA unterstützten 2013 Al-Nusra und „anscheinend gemäßigte Rebellen“ mit Training und Waffen im Wert von 500 Millionen Dollar.  Man wollte 5.000 Kämpfer ausbilden und bewaffnen. Die meisten Gruppen liefen sofort zur al-Nusra über oder wurden besiegt. Als General Lloyd Austin im September 2015 im Senat dazu befragt wurde, wie viele „moderate Rebellen“ noch in Syrien kämpften, antwortete er: „Wir reden von vier bis fünf.“ Die USA werden sich vor allem unter Donald Trump tunlichst aus Syrien heraushalten.

Im schlimmsten – und viel realistischeren – Fall, werden die zahlreichen verschiedenen Akteure einander brutal bekämpfen. Der gemeinsame Feind, das Assad-Regime, ist weg, die Terrormiliz IS wartet ab. Der christlichen Minderheit in Syrien könnte ein weiteres Mal massive Verfolgung bevorstehen. Und die Türkei dürfte schon bald aktiv in ihren Krieg gegen die syrischen Kurden eingreifen. 

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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