Nationaler Bildungsbericht. Gerade noch rechtzeitig hat das Bildungsministerium die Analyse der heimischen Bildungslandschaft veröffentlicht. Auch die Regierungsverhandler könnten davon profitieren
Wie nicht anders zu erwarten, zeigt der Nationale Bildungsbericht 2024 (NBB) zahlreiche Missstände im Bildungsbereich auf. In der umfassenden Analyse werden Defizite und Problembereiche beschrieben, die weitreichende Konsequenzen für die Bildungslandschaft haben sollten. Von Chancengerechtigkeit bis hin zu innovativen Ansätzen wie Künstlicher Intelligenz – die Aufgabenliste ist lang.
NBB 2024
Hier finden Sie den Bericht zum Download auf den Seiten des Bildungsministeriums
Der Bericht erscheint seit 2009 alle drei Jahre, das Bildungsministerium hat die gesetzliche Verpflichtung, den rein wissenschaftlichen Bericht im Dezember zu veröffentlichen. Tatsächlich im Internet veröffentlicht wurde er am 23. Dezember. Immerhin steht er nun auch den Koalitionsverhandlern von ÖVP, SPÖ und Neos zur Verfügung.
Die Analyse beinhaltet drei große Kapitel auf insgesamt 584 Seiten. Das erste Kapitel bezieht sich auf das Bildungscontrolling, das zweite auf die Bildungsindikatoren und das dritte auf (selektiv) ausgewählte Entwicklungsfelder. Was bisher aufgefallen ist:
Qualitätsrahmen für Schulen
Ambitioniert, aber noch nicht gut verankert: Mit dem Qualitätsrahmen für Schulen wurde im Jänner 2021 ein zentraler Baustein zur Sicherung und Weiterentwicklung der Schulqualität eingeführt. Doch bei der Umsetzung hapert es. So bemängelt der NBB, dass die Standards vielerorts unterschiedlich interpretiert werden. Die notwendige regelmäßige Anpassung, etwa an die Anforderungen der Digitalisierung, steht erst ab 2026 auf dem Plan. Schulen bleiben damit weiterhin (noch) ohne klare Orientierung zurück.
Bildungsmonitoring mittels BILIS
Daten, die niemand nutzt: Ein weiteres ambitioniertes Projekt ist das Bildungsmonitoring mit dem zentralen Datensystem BILIS. Ziel ist es, Schulen und Verwaltung datenbasierte Entscheidungen zu ermöglichen. Doch der Bericht zeichnet ein anderes Bild, konkret: Eine fragmentierte Datenlandschaft („stark disparate Bildungsdatenlandschaft“) und fehlende Schulungen für den Umgang mit den Dashboards behindern die Praxis.
Die Datenbasis verursacht Skepsis und Überforderung. Sie sind vorhanden, doch anstatt daraus Lehren und Schlüsse zu ziehen, bleibt so gut wie alles beim Alten. Schulen und Verwaltung sehen sich mit komplexen Prozessen konfrontiert, die mehr Transparenz und Schulung erfordern würden. Die Digitalisierung der Bildungssteuerung sollte zumindest für die Zukunft Hoffnung machen. Immerhin sollen erste Fortschritte sichtbar sein. Im Bericht heißt es dazu: „Längerfristiges Ziel ist die Etablierung einer professionellen Evaluations- und Feedbackkultur an österreichischen Schulen.“
Chancengerechtigkeit verbessern
Die soziale Herkunft entscheidet in Österreich noch immer maßgeblich über den Bildungserfolg. Der Bericht kritisiert die fehlende Unterstützung für benachteiligte Gruppen. Besonders Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oder sonderpädagogischem Förderbedarf sind betroffen.
Regionale Unterschiede verschärfen die Situation zusätzlich, nicht zuletzt, weil die Mittel und personellen Ressourcen auf alle Schulen gleich aufgeteilt werden, auch wenn klar ist, dass die urbanen Regionen wegen der Migration deutlich mehr Ressourcen benötigen.
Quereinsteiger gegen Lehrkräftemangel
Der Lehrkräftemangel hat dazu geführt, dass Quereinsteiger zunehmend den Lehrberuf übernehmen, bei den neuen Pädagogen sind es inzwischen rund 10 Prozent. Doch der Bericht zeigt Schwächen auf: fehlende Standards in der Ausbildung, hohe Abbruchraten, Überforderung im Schulalltag. Ohne Unterstützung drohen diese Programme, mehr Probleme zu schaffen als zu lösen.
Künstliche Intelligenz nutzen
Das ungenutzte Potenzial: KI wird weltweit als Schlüsseltechnologie gehandelt – auch im Bildungsbereich. Doch in Österreich bleibt sie Nebensache, auch wenn Schülerinnen und Schüler längst extensiv KI-Programme wie …read more
Source:: Kurier.at – Politik