Die EU-Renaturierung kostet 154 Milliarden Euro: Warum das nur die halbe Wahrheit ist

Politik

Die viel zitierten, enormen Kosten stammen aus einem Bericht der EU-Kommission über die „erheblichen Kosten“. Verschwiegen wird dabei aber der nachfolgende Satz der Analyse.

Seit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Montag die entscheidende Stimme für das Nature Restauration Law, also die EU-Renaturierung, gegeben hat, gehen die Wogen hoch. Nicht nur, weil Gewessler aus Sicht des Koalitionspartners ÖVP verfassungsrechtlich überhaupt nicht zustimmen durfte, also einen Rechtsbruch begangen habe. Sondern auch wegen der Auswirkungen auf Österreichs Landwirtschaft und die enorm hohen Kosten. 

Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger erklärte, dass aus seiner Sicht die „Umweltnutzen mehr als zweifelhaft“ seien und wegen „enormer Mehrbelastung für die Bäuerinnen und Bauern und noch dazu einer „vollkommen ungeklärten Übernahme der Kosten von 154 Milliarden Euro, die laut EU-Kommissionsschätzung mindestens anfallen werden. Was gut klingt, ist nicht unbedingt gut“, so Moosbrugger.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) argumentiert ähnlich, und meinte es brauche „kein 154-Milliarden-Belastungspaket aus Brüssel“.

Dienstagabend bezweifelte Bauernbund-Präsident Georg Strasser (ÖVP) in der ZiB2 diese Kosten von 154 Milliarden Euro, er gehe von viel höheren Kosten aus.

Aber woher kommt die enorme Summe überhaupt?

Was steht im EU-Dokument

Zitiert wird aus einer Analyse der EU-Kommission  vom Juni 2022 – auch die enormhen Kosten. Die betreffen aber die ganze EU, Österreich hat davon in der Regel etwa zwei Prozent zu stemmen. Wörtlich heißt es im Dokument: „Die Kosten für die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme werden zwangsläufig erheblich sein, angesichts der großen Flächen, über die die Wiederherstellung erforderlich ist. Aber die Vorteile, die aus gesunden, wiederhergestellten Ökosystemen gewonnen werden, werden voraussichtlich noch größer sein.“

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Und weiter: „Im Fall der artenreichen Lebensräume, die durch die Habitat-Richtlinie geschützt sind, wird geschätzt, dass die Wiederherstellung auf einem guten Zustand über 10 % des gesamten EU-Gebiets insgesamt 154 Milliarden Euro kosten wird.“

Nicht zitiert wird dann aber der Satz danach: „Im Vergleich dazu werden die erwarteten Vorteile voraussichtlich 1.860 Milliarden Euro erreichen – ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1:12 zugunsten der Vorteile. Die Kosten der Untätigkeit sind ebenfalls viel höher als die Wiederherstellungskosten und werden auf 1.700 Milliarden Euro geschätzt.“

Das Dokument sagt zudem klar: „Mehrere detaillierte wirtschaftliche Analysen haben gezeigt, dass der monetäre Wert der aus der Wiederherstellung gewonnenen Vorteile im Durchschnitt 8–10 Mal höher ist als die anfänglichen Investitionskosten, und dies ist konsistent über alle Ökosystemtypen hinweg.“

Dokumente im Original: Link zur EU-Umweltagentur

Dokument der EU-Kommission (LINK) 

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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