
Die Zahl europäischer Touristen in den USA ist im März im Vergleich zum Vorjahr stark eingebrochen – und das ausgerechnet auf jenen Flugrouten, die für Airlines weltweit zu den profitabelsten zählen.
Laut Daten der US-Handelsbehörde International Trade Administration (ITA) sank die Zahl der Besucher aus Westeuropa, die mindestens eine Nacht in den USA verbrachten, um 17 Prozent, schreibt die britische Financial Times.
Die Gründe: politische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit – und die Angst vor einer anhaltenden feindseligen Stimmung an den US-Grenzen unter Präsident Donald Trump. Schließlich gibt es zahlreiche Berichte, dass Reisende lange in Haft kommen, wenn sie ihr Visum auch nur um einen Tag überziehen. Der Rückgang trifft die US-Tourismusbranche empfindlich – immerhin trägt sie 2,5 Prozent zum BIP des Landes bei.
Nicht nur Airlines, auch Hotelketten schlagen inzwischen Alarm: „In nur zwei Monaten hat Trump das Image der USA zerstört“, kritisierte etwa Paul English, Mitgründer der Reiseplattform Kayak gegenüber der britischen Zeitung. „Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Rückschlag, sondern ein Reputationsschaden, der Generationen nachwirken könnte.“
Kurier GrafikAuslandsbuchungen
Insgesamt fiel die Zahl internationaler Gäste im März um 12 Prozent – der stärkste Rückgang seit März 2021, als Pandemie und Lockdowns noch den globalen Reiseverkehr lähmte.
Zwar weist Adam Sacks von der Beratungsfirma Tourism Economics darauf hin, dass Ostern im Vorjahr in den März fiel und der Vergleich dadurch verzerrt sein könnte. Doch auch Daten von US-Flughäfen und Grenzübergängen zu Kanada zeigten laut Sacks: „Es ist offensichtlich, dass etwas passiert – und es ist eine Reaktion auf Trump.“
Das Geschäft auf den transatlantischen Strecken, vor allem im höherpreisigen Segment, galt seit der Pandemie als boomender Sektor. Doch erste Airlines melden Rückgänge. Virgin Atlantic spricht von einer „moderaten“ Abschwächung der Nachfrage. Air France-KLM musste die Economy-Preise senken. British Airways und Delta zeigen sich zwar bislang unbeeindruckt – doch Analysten vom britischen Finanzinstitut Barclays erwarten, dass sich die Profitabilität auf diesen Strecken „plötzlich deutlich verschlechtern“ könnte.
Besonders hoch ist der Stornoanteil in Europa: Laut dem Buchungsportal Omio stiegen die Stornierungen für US-Reisen im ersten Quartal um 16 Prozent, aus Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sogar um 40 Prozent.
Auch Hotellerie-Riesen schlagen Alarm: Sébastien Bazin, CEO des französischen Konzerns Accor, sieht in Berichten über Festnahmen an der US-Grenze eine Ursache für die sinkende Nachfrage. Accor verzeichnet einen Rückgang europäischer US-Buchungen für den Sommer von 25 Prozent.
Im Vorjahr gaben internationale Gäste in den USA rund 253 Milliarden Dollar für Reisen und tourismusbezogene Güter und Dienstleistungen aus – fast ein Fünftel aller Tourismuseinnahmen des Landes. Die US Travel Association warnt angesichts der neuen Zahlen vor einem schwindenden Image Amerikas als gastfreundliches Reiseland.
Source:: Kurier.at – Politik