
Für jemanden, der sonst so sehr auf die Inszenierung seiner Macht setzt wie Wladimir Putin, war es ein außergewöhnliches Bild. Der russische Präsident empfing am Freitagabend in St. Petersburg keinen ausländischen Regierungschef, nicht einmal einen Außenminister.
Steve Witkoff war gekommen, seines Zeichens Sondergesandter des US-Präsidenten für den Nahen Osten – und damit weder von seinem Rang noch von seinem Zuständigkeitsbereich her ein ebenbürtiger Gesprächspartner für Putin. Trotzdem saßen die beiden ganze vier Stunden zusammen. Es war bereits ihr drittes Treffen seit dem 20. Jänner.
Nur wenige Stunden später saß Witkoff dann an einem prunkvollen Tisch in einem omanischen Palast, wo er die US-Delegation bei den ersten Gesprächen über ein neuerliches Atomabkommen mit dem Iran anführte.
Ein Sandwich machte sie zu Freunden
Der 67-jährige Immobilienentwickler und Milliardär, ist zu einer außenpolitischen Schlüsselfigur der aktuellen US-Regierung geworden. Der Hauptgrund dafür: Er ist ein langjähriger, enger Freund Donald Trumps.
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Donald Trump und sein langjähriger Freund Steve Witkoff.
Im Jahre 1986 sollen sich die beiden das erste Mal über den Weg gelaufen sein. Witkoff und Trump verhandelten damals bis spät in die Nacht über einen Immobiliendeal in Manhattan. Gegen drei Uhr morgens soll Witkoff sich eine Pause genommen haben und zu einem Kiosk gegangen sein. Er nahm Trump ein Sandwich mit. Das sei der Beginn einer langjährigen Freundschaft gewesen.
Witkoff war sogar im Herbst mit Trump auf dem Golfplatz, als Agenten des Secret Service im Gebüsch einen Attentäter mit einer Waffe entdeckten.
Witkoff zu Netanjahu: „Sabbat ist mir sch…egal“
Heute prägt die Freundschaft der beiden Männer die Weltpolitik. Die heikelsten Verhandlungen vertraut der US-Präsident seinem Freund Witkoff an, nicht Außenminister Marco Rubio oder dem eigentlichen Sondergesandten für den Ukraine-Krieg, Keith Kellogg.
Witkoff gilt als ausgesprochen freundlicher, umgänglicher Mann, der bei Verhandlungen knallhart werden kann. Ein Bericht der israelischen Zeitung Haaretz bestätigt dieses Bild: Anfang Jänner, in den Wochen vor Trumps Amtsübernahme, soll der 67-Jährige nach Gesprächen mit Hamas-Vertretern in Katar bei Israels Premier Benjamin Netanjahu ein Treffen für den folgenden Tag eingefordert haben, um über eine mögliche Waffenruhe zu sprechen.
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Milliardär Steve Witkoff, Sondergesandter des US-Präsidenten für den Nahen Osten.
Netanjahus Büro erklärte demnach, es sei Samstag – Sabbat – der Premier nehme also tagsüber keine Termine wahr. Witkoff habe daraufhin in „gesalzenem Tonfall“ verkündet, dass er am Samstag kommen werde und ihm der Sabbat „scheißegal“ sei. Tags darauf sei man sich über die Waffenruhe einig gewesen.
Ähnliches will Witkoff nun auch für den Ukraine-Krieg erreichen, wenn auch mit anderem Tonfall. Zwar blieben die Einzelheiten seines Gesprächs mit Putin geheim, doch schon im Februar hatte Witkoff über den Kremlherrn gesagt, er sei „kein schlechter Mensch“. Eine Wortwahl, die an einen seiner engsten Freunde erinnert.
Source:: Kurier.at – Politik