Erwin Pröll über FPÖ-Chef Kickl: „Jetzt ist Handwerk gefragt, nicht Mundwerk“

Politik
Erwin Pröll

Für den ehemals mächtige ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll muss Herbert Kickl jetzt beweisen, ob er seine Chancen als Wahlsieger auch nutzen kann.

Der ehemalige ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll würde lieber die SPÖ als die FPÖ in der Bundesregierung sehen. Kanzler Karl Nehammer sieht er weiterhin als den richtigen Mann an der Spitze der ÖVP.

KURIER: Die Wahl vom vergangenen Sonntag wird als historisch eingestuft, weil erstmals die FPÖ bei einer Nationalratswahl auf dem ersten Platz gelandet ist. Haben Sie dieses Ergebnis erwartet?

Erwin Pröll: Nach all dem, was sich in den vergangenen Jahren in der Republik getan hat und auch was die Umfragen angezeigt haben, war es natürlich ein erwartbares Ergebnis. Aber das ist ja nicht unbedingt ein Malheur für die Republik. Der entscheidende Punkt ist, dass nach so einem Wahlergebnis relativ rasch wieder Normalität in der Republik einkehrt. Wahlkampfzeiten sind abnormale Zeiten, jetzt ist wieder Ruhe und Übersicht gefragt.

Ihrer Meinung nach sollte man also alles ein wenig gelassener sehen. Eine hohe SPÖ-Funktionärin hat im Gegensatz dazu von einem schwarzen Sonntag für die Demokratie gesprochen.

Die Demokratie in Österreich ist sehr in Ordnung, und sie ist kräftig. Mehrheiten wechseln, und damit muss man auch umgehen können. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass der Wähler immer recht hat. Es hat viele Wahlabende gegeben, an denen die ÖVP Nummer eins war, und viele, an denen es die SPÖ war. Dennoch hat sich die Welt weitergedreht. Jetzt ist halt die FPÖ auf dem ersten Platz.

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Kurier / Juerg Christandl

Etwas muss für Sie dennoch ungewöhnlich gewesen sein. Da verliert die ÖVP über zehn Prozentpunkte, schafft nicht den ersten Platz, und dennoch gibt es kein Rütteln am ÖVP-Obmann. Das muss Sie doch überraschen.

Nein, eigentlich nicht. Das letzte gute Wahlergebnis unter Sebastian Kurz ist zustande gekommen, als die FPÖ nach Ibiza vollkommen zerrüttet war. Da sind viele Stimmen von der FPÖ zur ÖVP gewandert. Die Zeiten haben sich geändert, und in der Zwischenzeit mussten viele Krisen bewältigt werden. Als Karl Nehammer die Partei übernommen hat, ist sie in Umfragen etwa bei zwanzig Prozent gelegen, somit hat er am Wahlabend ein Plus von mehr als sechs Prozentpunkten geschafft. Für mich hat er nicht nur ein tolles Krisenmanagement hingelegt, sondern er ist auch ein Mann mit beiden Beinen auf dem Boden, sehr umsichtig, sehr sorgfältig und gesprächsfähig in alle Richtungen.

Aber nicht in Richtung von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Er hat schon vor der Wahl eine Regierung mit ihm ausgeschlossen. War er da vielleicht zu voreilig?

Nein. Karl Nehammer hat mit Sicherheit einen Grund für diese Ansage. Er hat mit Kickl schon zusammengearbeitet, bevor er Bundeskanzler geworden ist. Der FPÖ-Obmann und die FPÖ haben jetzt in Wirklichkeit zwei Chancen. Die eine besteht darin, dass sie den Auftrag zu einer Regierungsbildung bekommt.

Zwei Chancen für FPÖ-Chef Kickl

Da gibt es Diskussionen, dass der Bundespräsident ihm entgegen den Usancen den Auftrag nicht erteilt.

Warum sollte man das über Bord werfen, nur weil es jetzt am Wahlabend diese Konstellation gibt? Diese Chance wird Kickl jedenfalls nutzen müssen.

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Und die zweite Chance?

Wenn ihm der Bundespräsident nicht den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt, dann kann er noch …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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