Seit 1. Jänner, 6 Uh früh, fließt kein russisches Gas mehr durch die Ukraine in Richtung Westen. Damit geht eine Ära zu Ende – auch für Österreich.
Lange angekündigt – und doch mit erheblichen Folgen – ist es seit 1. Jänner Realität: Durch ukrainische Pipelines fließt kein russisches Gas mehr in Richtung Westen. Damit geht in Europa eine Ära zu Ende, die auch Österreichs Wirtschaft und Energieversorgung geprägt hat. Am Höhepunkt seiner Energiemacht über Europa hat Russland 35 Prozent der europäischen Gasimporte geliefert.
Seit 56 Jahren bezog Österreich erst aus der Sowjetunion, danach aus Russland das im Verhältnis zu anderen Lieferanten billigere Gas. Noch vor zehn Jahren versicherte Kremlherr Wladimir Putin:
Österreich müsse sich wegen der Versorgung aus Russland keine Sorgen machen. Doch immer wieder drehte Moskau über seinn Gaskonzern Gazprom an der Energieschraube – vor allem um die Ukraine in die Knie zu zwingen.
Aber sogar in Brüssel vertraute man auf Putin: Die EU setzte sich noch 2019 massiv für ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine ein, das über weitere zwei mal fünf Jahre den Gastransport Richtung Westen sichern sollte.
EPA/STATE EMERGENCY SERVICE HANDOUT
Russischer Drohnenangriff auf ein ziviles Gebäude in Kiew am Neujahrstag
Russlands Krieg
Doch dann eröffnete Russland Ende Februar 2022 den Krieg gegen die benachbarte Ukraine – und Kiew zog die Reißleine. Schon vor mehr als einem Jahr kündigte Kiew an: Der Vertrag mit Moskau über den Gastransport werde nicht verlängert. Was bedeutete: Kein russisches Pipelinegas mehr für Österreich. Wien hatte sich bereits auf den Stopp eingestellt:
Obwohl noch bis Herbst hinein russisches Gas importiert wurde, ist Österreich mittlerweile auf alternative Quellen wie Flüssigerdgasimporte (LNG) umgestiegen. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, versichert Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Gas werde nun über Deutschland und Italien sowie aus den gut gefüllten österreichischen Speichern bezogen. Die OMV hatte Mitte Dezember ihren langfristigen Vertrag (der bis 2040 gegolten hätte) mit Gazprom wegen eines Rechtsstreits gekündigt.
Für die Ukraine selbst ist der Stopp ein finanzieller Schlag: Rund eine Milliarde Dollar an Transitgebühren gehen so verloren.
Milliarden-Einbußen
Doch ungleich höhere Verluste wird Russland erleiden. Auf rund 5 bis 6,5 Milliarden Dollar pro Jahr wird Gazprom von nun an jährlich verzichten müssen, hat der Brüsseler Think Tank Bruegel errechnet. Mit diesem Geld, so lautet der Vorwurf der Ukraine, finanziere Russland seinen Krieg gegen das Nachbarland.
Auswirkungen wird der Stopp der russischen Gaslieferungen durch die Ukraine vermutlich für ganz Europa haben: Denn die europäische Nachfrage nach ohnehin teurerem Flüssigerdgas wird sich erhöhen und die Preisesteigen lassen.
Die Versorgung Europas mit Gas gilt allerdings als gesichert – Probleme haben hingegen Ungarn und die Slowakei. Eilig hatten deshalb sowohl der ungarische Premier Viktor Orban als auch sein slowakischer Amtskollege Robert Fico versucht, noch einen Kompromiss auszuhandeln und so weiter an russisches Gas zu kommen. Vergeblich – die Ukraine lehnte alle Angebote ab.
Ungarn fand zum Teil einen Ausweg: Es nutzt jene Pipeline, die russisches Gas über die Türkei nach Rumänien liefert. Die Slowakei muss auf Pipelineversorgung via Deutschland umsteigen.
Russisches Gas wird dennoch weiter die EU erreichen – über die Pipelines TurkStream und Blue Stream und über die neuerdings …read more
Source:: Kurier.at – Politik