Frauen im Sudan: Unterdrückt, vergewaltigt, revolutionär

Politik
Sudanesische Frauen protestieren am 6. November 2025 in der Stadt Gedaref im Osten des Sudan gegen die RSF.

Omniya Anwer Khalid Ahmed sitzt vor einer weißen Wand, trägt ein gemustertes Kleid, ihre Haare sind unter einem Kopftuch verborgen. Das Bild stockt immer wieder, die Internetverbindung ist schlecht. Sie wiederholt sich, bedankt sich einmal mehr für das Gespräch: „Wir brauchen jede Aufmerksamkeit.“

Die 21-jährige Sudanesin sitzt in der ägyptischen Hauptstadt Kairo, ihrem „neuen“, vorübergehenden Zuhause, seit sie mit ihrer Familie im September 2023 aus dem Sudan geflohen ist.

Seit April 2023 bekriegen sich die sudanesische Armee und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), die heftigsten Kämpfe und Gewaltverbrechen fanden zuletzt im Westen des Landes, das fünfmal so groß wie Deutschland ist, in der Region Darfur statt. Doch auch Khartum mit der gleichnamigen Hauptstadt und der Großstadt Omdurman, aus der Khalid Ahmed kommt, war zwei Jahre lang heftig umkämpft, bis die sudanesische Armee im März die Hauptstadt zurückerobern konnte. Tausende Zivilisten kamen bei den Kämpfen ums Leben.

Scham und Diskriminierung

Khalid Ahmed versucht, von Kairo aus ihr Studium an der Sudan University of Science and Technology online fortzuführen, sie studiert Grafikdesign, schickt ihre Hausaufgaben per E-Mail oder WhatsApp an ihre Lehrer. Gleichzeitig setzt sie sich dafür ein, die Gewaltverbrechen, die Frauen in dem Krieg erleben, an die Öffentlichkeit zu bringen: „Opfer von sexualisierter Gewalt werden immer noch stigmatisiert, sie fürchten, dass sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Viele Frauen melden aus Scham Vergewaltigungen gar nicht erst.“ Auch NGOs schätzen die Dunkelziffern deswegen weitaus höher ein. Auch weil es den Betroffenen vor Ort an Organisationen mangelt, die Hilfe anbieten können. In Tawila, etwa 60 Kilometer westlich von al-Fashir, wo Tausende Menschen hin geflohen sind,  gibt es nur eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen, sie hat knapp über 220 Betten. 

  Kopftuchverbot an Schulen passierte Bildungsausschuss

Sexualisierte Gewalt ist Bestandteil der brutalsten Kriege, sie dient der Demütigung und Entwürdigung des Feindes. Und trifft in den meisten Fällen Zivilisten, davon am häufigsten Frauen und Mädchen.

APA/AFP/STR

Sudanesische Frauen protestieren am 6. November 2025 in der Stadt Gedaref im Osten des Sudan gegen die RSF.

NGOs wie Amnesty International oder die Vereinten Nationen (UN) sammeln seit Kriegsbeginn Zeugenaussagen und Beweise für sexualisierte Gewalt. Die Täter sollen immer weniger versuchen, ihre Verbrechen zu verbergen. Häufig sind es Gruppenvergewaltigungen von Frauen, nicht selten vor den Augen ihrer Kinder, die geschehen. Auch Beweise zu Vergewaltigungen von Mädchen und Buben, die jünger sind als fünf Jahre, liegen den UN vor. Manche der Mädchen, die durch Vergewaltigung schwanger geworden sind, sind so jung und unterernährt, dass sie ihre Babys nicht stillen können.

Im Vorjahr dokumentierte UNICEF dokumentierte 221 Fälle von Vergewaltigungen von Kindern – das war vor der Einnahme der RSF von al-Fashir, der Hauptstadt des Bundesstaats Darfur, und den darauffolgenden Berichten über die genozidale Tötung der nicht-arabischen Bevölkerungsgruppen. Die Blutlacken in al-Fashir waren auf Satellitenaufnahmen klar ersichtlich.

Sie selbst sei nicht Opfer von sexualisierter Gewalt gewesen, sagt Khalid Ahmed, doch sei ihr Vater ihr gegenüber gewalttätig gewesen. Ihre Mutter habe sie beschützt. Der Sudan ist eines von sechs Ländern weltweit, die das UN-Konvention zur Förderung der Geschlechtergleichstellung (CEDAW) nicht unterzeichnet hat. Während Frauen in der Hauptstadt Khartum als Abgeordnete im Parlament saßen, waren sie gleichzeitig juristisch dem …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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