
Aus der internationalen Wissenschaft kommt zunehmend scharfe Kritik an den Plänen der US-Regierung, eines der weltweit wichtigsten Klimaforschungszentren zu schließen. Die Entscheidung füge nicht nur den USA selbst, sondern der weltweiten Wetter- und Klimaforschung erheblichen Schaden zu, betonten zahlreiche Experten, US-Medienberichten zufolge. Auch Fachleute aus Deutschland äußerten sich auf Anfrage des Science Media Center (SMC) alarmiert.
Angekündigte Schließung kaum nachvollziehbar
Das geplante Aus für das National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder im US-Bundesstaat Colorado sei ein „großer Schock“ für die internationale Atmosphären- und Klimaforschung, erklärten Wissenschafterinnen und Wissenschafter demnach. Das Zentrum sei seit Jahrzehnten ein zentraler Knotenpunkt für Forschung, Daten und Ausbildung. Außerdem stelle das NCAR weltweit genutzte Wetter- und Klimamodelle, umfangreiche Datensätze, Supercomputer und Messinfrastruktur bereit. Viele dieser Angebote seien als offene Gemeinschaftsressourcen aufgebaut worden und bildeten die Grundlage für Forschung auch in Deutschland und Europa.
Der Direktor des Leipziger Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS), Andreas Macke, bezeichnete die angekündigte Schließung als kaum nachvollziehbar, gerade für ein Land wie die USA, das stark von Extremwetterereignissen betroffen sei. Europa müsse nun stärker Verantwortung übernehmen und die eigene Atmosphärenforschung ausbauen, wie er dem SMC sagte.
Trump-Regierung begründet Schritt mit „Klima-Alarmismus“
In einem Kommentar im britischen Guardian bezeichneten zwei Experten den Schritt als einen ideologisch motivierten Angriff auf die Klimawissenschaft. US-Haushaltsdirektor Russ Vought erklärte in der vergangenen Woche, dass das NCAR eine der größten Quellen von „Klima-Alarmismus“ in den USA sei. Wichtige Forschungsaktivitäten wie die Wetterforschung sollten demnach an andere Einrichtungen verlagert werden.
Das National Center for Atmospheric Research wurde 1960 gegründet und beschäftigt mehrere hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es erforscht Prozesse der Atmosphäre von der Wolkenbildung über Luftchemie bis hin zu globalen Klimamodellen und betreibt leistungsfähige Supercomputer. Das Institut wird bisher überwiegend aus US-Bundesmitteln finanziert.
Source:: Kurier.at – Politik



