Während die Hamas Israel weiterhin vernichten will, plädieren rechte Israelis für Militärherrschaft im Gazastreifen.
Siegesfeiern, Süßigkeiten, Hamas-Kämpfer in voller Montur – die Terrororganisation zeigte am Sonntag im Gazastreifen, wer ihrer Meinung nach den Gazakrieg gewonnen hat. „Eure Armee wurde vernichtet! Wir sind Gaza“, verbreiten Hamas-Propagandisten das Narrativ, untermalen es mit martialischen Videos.
Etwa 403 israelische Soldaten starben seit dem Einmarsch in den Gazastreifen, mehr als 17.000 aufseiten der Hamas. Jedoch verzeichnet der militärische Flügel einen großen Zulauf an neuen Rekruten. Für jede der am Sonntag freigelassenen israelischen Geiseln ließ Israel 30 Palästinenser frei. Knapp 2.000 sollen es im Austausch gegen die weiteren 95 – darunter einige Leichen – sein. Wenn es denn beim Abkommen bleiben sollte. Die Hamas macht keinen Hehl daraus, dass ihr Ziel weiterhin ist, Israel zu vernichten.
Druck von Bezalel wächst
Und auf israelischer Seite kommt seit Tagen und Wochen massiver Widerstand aus dem rechten Sektor, das Gaza-Abkommen bis zum Ende einzuhalten: Der mit Netanjahu und dessen Koalitionspartner eng vernetzte israelische Journalist Amit Segal ging am Sonntag davon aus, dass nur zehn weitere Geiseln freikommen würden, ehe die israelische Regierung den Krieg gegen die Hamas wieder aufnehmen werde.
Der liberalen Zeitung Haaretz zufolge habe Netanjahu zwei Möglichkeiten dazu: Zum einen, die Verhandlungen für die zweite Phase – sie soll in 14 Tagen beginnen – hinauszuzögern. Zum anderen, die Operationen im Westjordanland zu verstärken und dort eine neue Gewaltwelle zu provozieren.
All das wird auf dem Netanjahu-treuen Sender Channel 14 propagiert. Einer der Gründe: Finanzminister Bezalel Smotrich hatte angekündigt, zurückzutreten, sollte es zu einer zweiten Phase des Abkommens kommen. Bis dahin sollen insgesamt 33 Geiseln freigekommen sein. Tritt Smotrich zurück, hat Netanjahus Koalition keine Mehrheit mehr.
Bezalel Smotrich, der Führer der Partei der religiösen Zionisten: „Wir müssen den gesamten Streifen erobern und dort eine Militärherrschaft errichten“, sagte er. Es gäbe keine „dritte Kraft“, die dort die Kontrolle ausüben könne.
Druck von Trump
Allerdings wird die Trump-Regierung den Druck auf Netanjahu – und wohl auch Smotrich – aufrechterhalten. Zu wichtig ist das Abkommen für Trump, um zu zeigen, dass man im Gegensatz zu Joe Biden auf der Welt Gewicht habe.
Indes sind die drei am Sonntag freigekommen Geiseln in stabiler Verfassung. „Es wird noch ein paar Tage dauern, bis alle nötigen Untersuchungen abgeschlossen sind“, sagte der stellvertretende ärztliche Direktor des Krankenhauses, in das sie gebracht wurden.
Weitere Angaben wolle man zunächst nicht machen. Die Familien und auch das Forum der Geiselfamilien hatten darum gebeten, die Privatsphäre der Familien zu respektieren.
Allerdings drückte die freigelassene Geisel Emily Damari ihre Freude über die Freilassung nach 471 Tagen in Gefangenschaft auf ihrem Instagram-Account aus. „Ich bin zurück in meinem Leben, bei meinen Liebsten. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt“, schrieb die 28-Jährige.
Source:: Kurier.at – Politik