Harris-Biograf: „Wer sie unterschätzt, tut das auf eigene Gefahr“

Politik

Journalist Dan Morain beobachtet die demokratische Präsidentschaftskandidatin schon seit Jahren. Ein Gespräch kurz vor der Wahl.

Es gibt wenige Menschen, die so viel über Kamala Harris wissen wie Dan Morain. Der Journalist war 27 Jahre lang Redakteur bei der „Los Angeles Times“ und acht Jahre bei der kalifornischen Hauptstadt-Zeitung „Sacramento Bee“ tätig. In seiner vor vier Jahren erschienen Biografie über Harris – „Kamala’s Way – An American Life“ – beschreibt er die Anfänge der demokratischen Präsidentschaftskandidatin, die sich in Kalifornien politisierte und beruflich aufstieg. 

KURIER: Herr Morain, wird Kamala Harris am Dienstag gewinnen?

Dan Morain: Ich habe keine Ahnung. Das Rennen ist zu eng. An manchen Tagen denke ich, Kamala Harris wird gewinnen. An anderen Tagen tendiere ich zu einem Trump-Sieg. Ich weiß es einfach nicht. 

Wird das Ergebnis zügig kommen?

Ich denke, wir werden am Abend des 5. November nicht wissen, wie diese Wahl ausgegangen ist. Die Stimmenauszählungen laufen dann noch. Das kann sich verzögern – gewiss in Pennsylvania, wo die Briefwahl-Umschläge erst am Wahltag geöffnet und ausgewertet werden dürfen. Und dieser Bundesstaat wird eine Schlüsselrolle spielen.

Laut Umfragen hat die Kandidatin der Demokraten Schwierigkeiten, in wichtigen Bundesstaaten in Führung zu gehen. Glauben Sie, Kamala Harris macht genug, um unentschlossene Wähler zu erreichen?

Sie und ihr Team haben meiner Ansicht nach einen nahezu makellosen Wahlkampf absolviert. Sie musste in kurzer Zeit von 0 auf 100 durchstarten. Das war eine Herkules-Aufgabe, die sie sehr gut gemeistert hat. Aber natürlich gibt es Probleme. Sie ist in der Wählerschaft anscheinend noch immer nicht sehr bekannt. Sie hat offenkundig Probleme, Männer ohne Universitätsabschluss, besonders weiße Männer, für sich einzunehmen. Ich denke, sie macht alles, was möglich ist. Aber man kann niemanden zur Wahl zwingen.

  Vertrauen in das Gesundheitssystem ist am Tiefpunkt

Es gibt die Wahrnehmung, dass Kamala Harris die Politik des unbeliebten Joe Bidens fortsetzen würde. Als sie gefragt wurde, was sie im Rückblick anders gemacht hätte, sagte sie, ihr falle nichts ein. Glauben Sie, dass das ausreicht? 

Kamala Harris ist loyal gegenüber Joe Biden. Sie wird nichts Abfälliges über ihn sagen, sollte sie auch nicht. Sie sind offenkundig in den vergangenen vier Jahren Freunde geworden und haben Respekt voreinander. Aber: Wenn sie ins Amt kommt, hat sie ihr eigenes Team, ihren eigenen Außenminister, ihren eigenen Generalstaatsanwalt. Sie wird andere Entscheidungen treffen als Joe Biden. Aber bei den großen Themen sind sie sich oft einig.

Hat sie genügend Einblick gegeben, wie eine Präsidentin Kamala Harris regieren würde? Sie blieb oft ungenau.

Sie hat mehr Details herausgelassen als bei ihrer Bewerbung für den Senat. Sie wird bei Themen wie Ukraine und NATO den Biden-Kurs fortsetzen. Sie ist sehr klar und deutlich, wenn es um Abtreibung geht.

Sollte sie in der Israel-Gaza-Frage deutlich werden, wenn man berücksichtigt, dass im umkämpften Bundesstaat Michigan ein hoher Anteil der Wählerschaft muslimische Wurzeln hat und insbesondere die US-Waffenlieferungen an Israel scharf kritisiert?

Sie hat sehr klar gemacht, dass die USA mit ihr der wichtigste Verbündete Israels bleiben werden. Diese fundamentale Position wird nicht verändert. Wenn Sie mich fragen, ob sie unter vier Augen anders mit Premierminister Benjamin Netanjahu …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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