Hitlergruß-Vorwurf: Jetzt wütet Elon Musk gegen Wikipedia

Politik

Trumps Chefberater schießt lautstark gegen die freie Internet-Enzyklopädie und ruft zum Boykott auf. Will er sie kaufen?

Die Glaubwürdigkeit traditioneller Medien zu untergraben, ihnen die Existenzberechtigung abzusprechen („sie sind tot”) und stattdessen einen Jeder-kann-alles-sagen-„Bürgerjournalismus” auf seinem Kommunikationsportal X zu propagieren, nimmt einen erheblichen Teil der digitalen Aktivitäten von Elon Musk ein. 

Es vergeht kaum ein Tag, an dem der reichste Mann der Welt nicht gegen etablierte Medien agitiert, Publikationen und Journalisten herabwürdigt und sich zum Hüter der Meinungsfreiheit aufschwingt. Er nennt New York Times, CNN & Co. „legacy media” – für ihn gleichbedeutend mit dem Begriff Lügenpresse.

Sein Klassiker: Einträge anderer X-Teilnehmer, die kritische Medien-Berichterstattung über Donald Trump oder Musk zu teils übler Hass-Polemik nutzen, werden häufig von ihm mit einem knappen „True” (Das stimmt) flankiert; was automatisch seine mehr als 200 Millionen Follower erreicht. Wer den Chef direkt auf X kritisiert, läuft dagegen Gefahr, geblockt oder vor einem Millionen-Publikum vorgeführt zu werden. 

Diese Einschüchterungsmethoden funktionieren nicht bei der seit bald 25 Jahren bestehenden weltgrößten Online-Enzyklopädie, mit der Musk über Kreuz liegt, weil er sich auf ihren Seiten falsch oder unvorteilhaft dargestellt sieht. Es geht um Wikipedia, eine der weltweit am häufigsten aufgerufenen Internetseiten.

Früher war Elon Musk noch erklärter Wikipedia-Fan

Am 15. Januar 2021 hatte Musk dem durch Spenden finanzierten Schwarm-Intelligenz-Portal zum 20. Geburtstag gratuliert: „So froh, dass ihr existiert.” Im März 2017 klang das Lob noch vehementer: „Ich liebe Wikipedia. Es wird mit der Zeit immer besser.” 

Heute bemängelt Musk, dass die Webseite „ihre Objektivität verliert“, „zu stark von den Mainstream-Medien kontrolliert wird“ und „eine nicht unerhebliche linksgerichtete Tendenz aufweist“. 

  Österreich spricht mit Taliban über Rücknahme von Flüchtlingen

Nach der Amtseinführung Trumps am Montag hat Musk seine Breitseiten intensiviert. Er fordert: „Entzieht Wikipedia die Mittel, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist!“ Seine Motivation: persönliche Betroffenheit.

Musks Hitlergruß löste Streit mit Wikipedia aus

Auslöser war Musks weithin als „Hitlergruß” interpretierte Geste bei einer Veranstaltung am Montagabend mit Trump-Fans in Washington. In der surrealen Szene ist zu sehen, wie Musk sich mit zusammengebissenen Zähnen heftig mit der rechten Hand auf das Herz schlägt. 

Seine Finger sind weit gespreizt und er streckt seinen rechten Arm diagonal und nachdrücklich aus. Dann wiederholt er die Geste, diesmal im gleichen Winkel nach oben, mit der Handfläche nach unten und den Fingern zusammen in Richtung Menschenmenge und ruft: „Mein Herz ist bei euch.“

Was ihm auf Wikipedia einen faktisch einwandfreien Eintrag bescherte, der sich auf US-Medienquellen beruft: „In seiner Rede während der zweiten Amtseinführung von Trump streckte Musk zweimal seinen rechten Arm in einem nach oben gerichtete Winkel in Richtung der Menge. Die Geste wurde mit einem Nazi- oder faschistischen Gruß verglichen. Musk bestritt jegliche Bedeutung hinter der Geste.” 

Elon Musk akzeptiert das nicht: „Da die Propaganda der traditionellen Medien von Wikipedia als gültige Quelle angesehen wird, wird sie natürlich einfach zu einer Erweiterung der Propaganda der traditionellen Medien”, schoss der Multimilliardär und Tesla/X-CEO am Mittwoch zurück.

Musks Kritik ist ein sich wiederholendes Muster

Die eskalierenden Angriffe auf Wikipedia von Musk und anderen einflussreichen Persönlichkeiten der amerikanischen Rechten folgen einem einschlägigen Muster. Zuerst kommt der Vorwurf der Voreingenommenheit, der …read more

Source:: Kurier.at – Politik

  „Raus aus Öl und Gas“ ohne Budget: Appell der Gewerke, Fördertöpfe rasch zu füllen

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.