Israel und die Türkei steuern auf Konfrontation in Syrien zu

Politik

Ankara plant, syrische Militärstützpunkte zu übernehmen, Israel bombardiert diese. Zusätzlich verschärft sich die Rhetorik zwischen beiden Staaten immens.

Zwei gigantische Krater gähnen auf den Landebahnen des T4-Luftwaffenstützpunkts nahe Palmyra. An Kämpfen hat der größte Militärflughafen Syriens schon viel gesehen: Angriffe der Terrormiliz „Islamischer Staat (IS)“, russische Helikopter, Wagner-Söldner – und vergangenen Dezember die Übernahme durch die jetzigen Machthaber Syriens, der Terrororganisation HTS. Doch diese Krater, die auf aktuellen Satellitenbildern deutlich zu sehen sind, sind neu. Und könnten der Auftakt zu einer weiteren Eskalation in Syrien sein: In den vergangenen Tagen flogen immer wieder israelische Kampfjets Einsätze gegen den T4-Stützpunkt, nachdem bekannt wurde, dass die Türkei dort eine Luftwaffenbasis errichten will.

F-16 und S-400

Ankara, von dessen Wohlwollen das Schicksal der neuen syrischen Regierung abhängen wird, plant die Stationierung von F-16 Kampfjets – und russischen S-400-Flugabwehrsystemen. Wenn die Türkei dort eine fortschrittliche Flugabwehr einrichtet, die die HTS-Regierung stützen könnte, würde dies israelische Luftoperationen erheblich erschweren. Nach Assads Sturz hatte Israel Hunderte Waffenlager zerstört, ehe sie in die Hände der islamistischen Kämpfer fallen konnten.

Auch für Ankara geht es um die eigene Sicherheit: In einem halbwegs stabilen Syrien könnte man die Hunderttausenden syrischen Flüchtlinge wieder ansiedeln. Eine Luftwaffenbasis im Zentrum des Landes würde Operationen gegen die kurdisch dominierten „Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)“ erleichtern. Im Bürgerkrieg von der Türkei unterstützte Milizen sollen in die syrische Armee integriert werden, einige Kommandanten hohe Posten in den Streitkräften bekommen. Bei Gesprächen in Jordanien sprachen beide Parteien über ein gemeinsames Operationszentrum in Syrien.

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Stoß ins Vakuum

Das wäre ein türkischer Machtzuwachs, den Israel tunlichst verhindern will: Man sieht Erdoğans Ambitionen als Streben nach vollständiger Kontrolle über Syrien und einem „neo-osmanischen Reich“ – was durchaus den regionalpolitischen Vorstellungen des türkischen Präsidenten entspräche. 

Die jüngsten Angriffe auf weitere Luftwaffenbasen, die die Türkei ebenfalls übernehmen wollen könnte, sind eine Drohung an Erdoğan. Dieser ist ebenso um keine Drohung verlegen: „Möge mein Gott (…) Zerstörung und Elend über das zionistische Israel bringen“, sagte er am Sonntag.

Israel solle seine Truppen aus Syrien abziehen, sonst drohe ein „ungünstiger Ausgang für alle Seiten“. Die Schärfe der Rhetorik und der Fokus auf Syrien könnten durchaus dazu gedacht sein, von den derzeit stattfindenden Protesten im eigenen Land abzulenken.

Ob das erfolgreich ist, muss sich erst zeigen. Gleichzeitig stößt auch Israel in das Vakuum hinein, das der Assad-Sturz hinterlassen hat.

Am Tag des Sturzes bemächtigte sich Israel der von der UN-Mission UNDOF gehaltenen Golanhöhen. Ein strategisch wichtiges Gelände, das man nur ungern den Kämpfern der HTS – oder Soldaten der Türkei – überlassen wollte. Es ist eine Position, die Israel so rasch nicht aufgeben wird. Vor allem nicht aufgrund türkischer Drohungen.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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