
Prinzipiell ist jegliche Form des Glücksspiels laut den Gesetzen der islamischen Gesetzgebung (Scharia) verboten. Nichtsdestotrotz kann man in einigen Golfstaaten sehr wohl wetten, spekulieren und auf sonstige Weisen vielleicht Geld verlieren oder gewinnen. Besonders Sportwetten sind in diesen Kulturregionen weit verbreitet, da sie besonders leicht in informellen Settings stattfinden können. Nun wittern die radikal-islamischen Taliban das potenzielle Hasardspiel auch auf dem Schachbrett – und verbieten es kurzerhand, um es auf Vereinbarkeit mit den religiösen Gesetzen zu prüfen – so wie vor fast 30 Jahren auch schon.
Glücksspiel im Islam – Opfersteine und Lospfeile
Der Koran als oberstes Gesetzbuch der Scharia-Staaten verbietet das Glücksspiel ausdrücklich, da es sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft schädlich sei. Glücksspiel führe demnach zu Abhängigkeit, finanziellem Ruin und sozialen Spannungen. In einer Sure des Koran werden Opfersteine und Lospfeile (Utensilien des Glücksspiels) als „Gräuel, Werke des Satans“ beschrieben. Man solle sie meiden, der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Gerechtigkeit willen.
Auch die katholische Kirche hat im Laufe ihres Daseins, genauer gesagt im Mittelalter, das Schachspielen untersagt. Das Verbot galt jedoch im 11. bis 13. Jahrhundert nur vereinzelt und hauptsächlich für Priester und Gelehrte. Diese sollen dadurch zu sehr von ihren Pflichten als Geistliche abgelenkt worden sein.
Gemeinschaftsleben in Schach gehalten
Laut der Indian Express, welche bereits 2022 von einem afghanischen Schachspieler und seinem Kampf für seinen Sport berichtet hatte, ist Schach auch in der afghanischen Gesellschaft mehr geworden als ein einfaches Brettspiel. Es ist zu einem Zeichen des Widerstandes, der Bildung und Aufklärung geworden. In Kabul hat das Verbot kleine soziale Treffpunkte gestört, in denen Schach als beliebte Freizeitbeschäftigung diente. Ein Bewohner, der in der Stadt ein Café betreibt, in dem seit Jahren informelle Schachpartien stattfinden, erklärt gegenüber dem Medium, die Maßnahme könne sowohl seinem Geschäft als auch dem geistigen Wohlbefinden seiner Gäste schaden.
Der ehemalige Präsident des internationalen Schachverbandes Kirsan Ilyumzhninov kündigte auf X ebenfalls an, ein entsprechendes Schreiben an die Taliban zu richten. In diesem fordert er den Emir persönlich auf, seine Entscheidung nochmals zu überdenken.
Rochade der Sportverbote – Nichts für Königinnen
Auch andere Sportarten sind seit der erneuten Machtübernahme der Taliban 2021 in Bedrängnis durch das Regime geraten. Viele Kampfsportarten und besonders MMA-Kämpfe seien zu brutal und nicht vereinbar mit den Gesetzen der Scharia. Währenddessen sind für Frauen fast ausnahmslos sportliche oder sonstige freizeitliche Aktivitäten in der Öffentlichkeit untersagt. Frauen, die sich trotzdem solchen Aktivitäten widmen, riskieren neben Drohung und Überwachung auch Bestrafungen. Das afghanische Fußball-Team der Frauen etwa wurde nach dem Machtwechsel 2021 evakuiert.
Das Verbot des Schachspiels aus religiösen Gründen hat eine lange Geschichte. Es wurde auch vom irakischen Klerus im Post-Saddam-Irak und von Ayatollah Ruhollah Khomeini im Iran 1981 verboten.
Source:: Kurier.at – Politik