
Nach dem letzten großen Anschlag 2019, als 40 indische Soldaten starben und indische Luftschläge gegen Pakistan die Folge waren, war es um Kaschmir relativ ruhig geworden. Die indische Verwaltung und vor allem massive Militärpräsenz sorgten für Ruhe – eine trügerische, wie sich jetzt herausstellt.
Am Dienstagnachmittag zerriss ein verheerender Anschlag auf vorrangig indische Touristen mit 26 Toten die Stille im idyllischen Baisaran-Tal in Kaschmir. Die bergige Grenzregion zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan, die um Kaschmir schon zwei sehr blutige Kriege geführt haben, war mit einem Schlag zurück in den Weltnachrichten. Durchaus ein bekanntes Ziel von Terroristen rund um den Globus.
Zwar kommt es in dem indisch-verwalteten, aber mehrheitlich muslimisch bewohnten Teil Kaschmirs immer wieder zu Gewaltausbrüchen. Der jetzige Anschlag sei jedoch der blutigste auf Zivilisten seit 25 Jahren, sind sich internationale Beobachter einig.
Die Angreifer sollen zunächst Männer von Frauen und Kindern getrennt und danach die Männer erschossen haben. 24 der 26 Toten sind Inder, sagt die örtliche Polizei, außerdem sei ein Tourist aus Nepal und ein lokaler Fremdenführer unter den Opfern.
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Die islamistische Gruppe „The Resistance Force“ (TRF), die gegen die indische Vorherrschaft in Kaschmir kämpft, reklamiert den Anschlag für sich. Die TRF ist eine Splittergruppe der Lashkar-e-Taiba (LeT). Diese Gruppe wird unter anderem für einen Anschlag in Mumbai 2008 mit damals 175 Toten verantwortlich gemacht.
Aufgeheizte Stimmung
Pakistan bestreitet jede Verbindung zu den Attentätern, Indien geht fix vom Gegenteil aus. Der ohnehin fragile Waffenstillstand in Kaschmir steht auf der Kippe. Manche Beobachter halten auch einen Militärschlag gegen Pakistan für möglich. Mittlerweile kommt es in beiden Ländern zu Protesten gegen den jeweiligen Nachbarn.
Indien reagiert unterschiedlich, zwei Maßnahmen sind zentral: Die Kündigung des wichtigen Wasservertrags von 1960, über die gemeinsame Nutzung des Flusses Indus. Und: die Ausweisung aller Pakistaner aus Indien bis zum 29. April. „Alle pakistanischen Staatsangehörigen, die sich derzeit in Indien aufhalten, müssen Indien vor Ablauf der Visa verlassen“, sagt das Außenministerium in Neu-Delhi. Inder, die sich in Pakistan aufhalten, sollen das Land möglichst rasch verlassen. Von Reisen nach Pakistan wird dringend abgeraten. All das klingt nicht nach Beruhigung der Lage – auch Islamabad steht ja innenpolitisch unter Druck zu reagieren.
Gegenmaßnahmen aus Islamabad
Und tut dies auch: Pakistan erklärte mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land sofort verlassen müssen. Außerdem soll die Grenze zu Indien geschlossen und der Handel ausgesetzt werden. Weiter hieß es, jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Indus-Wasserabkommens die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als „Kriegsakt“ bewertet.
Source:: Kurier.at – Politik