Michael Ludwig: „Die SPÖ ist keine Führerpartei“

Politik

Wiens Bürgermeister über 4.600 Euro Mindestsicherung, den Einfluss der Freimaurer in der SPÖ und ob Andreas Babler mit ihm den 1. Mai begehen wird.

Wiens SPÖ-Chef will die Polizei übernehmen, so der Bund es nicht schafft, mehr Polizisten für Wien zu gewinnen.

KURIER: Der Terroranschlag in München, der vereitelte Anschlag auf Taylor Swift-Konzerte in Wien. Haben wir ein Sicherheitsproblem?

Michael Ludwig: Wir sind in Europas Großstädten gefordert, doch wie wir nicht zuletzt im Zuge der Taylor Swift-Konzertabsage gesehen haben, arbeiten die Sicherheitsbehörden auf internationaler Ebene sehr gut zusammen. Die Bilder, die die Swifties auch dank unserer Gratis-Angebote für Öffis und Bäder in die Welt geschickt haben, waren beeindruckend. Sie haben die Botschaft aus Wien gesandt, dass man sich vom Terror nicht einschüchtern lässt. 

Als Historiker gefragt: Der Anschlag in München war am Jahrestag des Olympiaattentats 1972, die Anti-Palästina-Demos, antisemitische Aussagen in einer RTL-Doku: Erstarkt der Antisemitismus gerade?

Wir müssen alles dazu beitragen, den Antisemitismus zu bekämpfen. In Wien haben wir ein sehr gutes Einvernehmen aller Religionsgemeinschaften, wozu auch der Religionsrat beiträgt, den ich eingerichtet habe. Es gibt in der Stadt eine sehr starke Allianz gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung und jeglichen Versuch, Religion als Waffe einzusetzen. 

Derzeit ist viel von Muslimen die Rede oder vom Schutz der jüdischen Gemeinde: Ist die Stimme der christlichen Glaubensgemeinschaften laut genug oder zu leise?

Ich empfinde das Wirken der katholischen Kirche mit Kardinal Schönborn an der Spitze als sehr konstruktiv, wenn es darum geht, das Miteinander zu fördern. Als die Fahne der israelitischen Kultusgemeinde von Vandalen zerstört wurde, hat es trotz Sommerferien blitzartig eine Allianz aller Religionsgemeinschaften gegeben – von der röm.-kath.angefangen bis hin zu den Buddhisten.

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Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Ja, ich bin seit meiner Geburt röm.-kath. und sehe den konstruktiven Beitrag, den die Kirche macht.

Wie interpretieren Sie die FPÖ-Plakate „Euer Wille geschehe“?

Ich halte es für eine Anmaßung und für richtig, dass Repräsentanten der Kirche dagegen aufgetreten sind. Religion sollte nicht für parteipolitische Zwecke missbraucht werden, insbesondere im Wahlkampf.

Ein großes Thema im Wahlkampf ist die Sicherheit. Ist das Leben in Wien sicherer oder unsicherer geworden?

Wir müssen zwei Dinge unterscheiden: Das eine ist die Kriminalitätsstatistik, die ausweist, dass Wien eine der sichersten Metropolen weltweit ist. Das andere ist das subjektive Sicherheitsempfinden, das durch bestimmte Ereignisse negativ beeinflusst wird.  

Wie lässt sich das subjektive Sicherheitsempfinden verbessern?

Ich fordere seit Jahren mehr Polizistinnen und Polizisten in Wien, die auch optisch sichtbar im Stadtbild erkennbar sind. Wir haben in den letzten zehn Jahren – obwohl die Bevölkerung stark zugelegt hat – in Wien nicht mehr, sondern weniger Exekutivbeamte für den eigentlichen Straßendienst. Wien hat schrittweise immer mehr Aufgaben von der Polizei übernommen wie das Melde-, Fund- oder Passwesen. Gleichzeitig unterstützen wir die Polizei.

Kurier/Tobias Steinmaurer

Ludwig im Gespräch mit den Ressortleiterinnen Chronik und Innenpolitik: A. Preusser und J. Hager.

Inwiefern?

Wir haben ein Recruiting-Center, fahren mit Bussen durch die Stadt, um Frauen und Männer für den Polizeidienst zu gewinnen. Wenn es der Bund nicht schafft, mehr Polizistinnen und Polizisten für Wien zu gewinnen, dann bin ich bereit, die Polizei zu übernehmen. So, wie wir bereits andere Blaulichtorganisationen der Stadt wie die Berufsfeuerwehr oder Berufsrettung übernommen haben. Wir hatten 2023 über 11.000 …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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