Zuletzt mehrten sich seine öffentlichen Auftritte. Nun werden Rufe aus Ländern und Wirtschaft laut, die Ex-Kanzler Kurz zurück wollen. Will er auch?
„Im Zentrum“ des ORF bei Claudia Reiterer, bei Sandra Maischberger in der ARD, zuvor bei ServusTV zur US-Wahl und in dutzenden Zeitungsinterviews: Sebastian Kurz ist seit seinem Politik-Aus – 2021 tritt er von allen Funktionen zurück – wieder präsent. Als „Privatmann“ wie er betont, als „erfolgreicher Unternehmer“, wie er sagt. Mit der Politik habe er abgeschlossen, ein politischer Mensch werde er immer sein und bleiben. So weit bekannt.
Nun allerdings, da die Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos scheiterten, werden die Rufe nach einem Comeback lauter – und nicht mehr nur als Gerücht gehandelt.
Erstmals an Fahrt aufgenommen haben die Gerüchte nach dem Scheitern der Sondierungsverhandlungen zwischen Wahlsieger Herbert Kickl und ÖVP-Chef Karl Nehammer. Ehemalige türkise Parteigänger als auch ÖVP-Politiker hätten – wie Teile der Wirtschaft und Industrie – gerne eine FPÖ-ÖVP-Regierung gesehen. Insbesondere deshalb, weil die Wirtschaftsprogramme von Freiheitlichen und Volkspartei nahezu deckungsgleich sind. Doch mit der FPÖ sei kein Staat zu machen, so der ÖVP-Chef und all seine Regierungsmitglieder. Mehr noch: Herbert Kickl sei ein „Sicherheitsrisiko“.
Das ist er nicht mehr für Sebastian Kurz. Der Ex-Kanzler, der mit Heinz-Christian Strache 2017 die ÖVP-FPÖ-Koalition einging und mit Kickl als Innenminister bis zum Ibiza-Skandal 2019 regierte, hat „keine offenen Rechnungen mit Kickl mehr“, wie er bei einem Interview mit Thomas Prantner im Sommer 2024 sagt.
Kurz hat zwar kein politisches Amt mehr inne, wartet nach wie vor auf das rechtskräftige Urteil im Prozess wegen Falschaussage im U-Ausschuss und zudem weitere rechtliche Schritte in den Ermittlungen rund um das „Beinschab-Tool“ ab, doch einige ehemalige Weggefährten wollen ihn wieder an der Spitze der Partei sehen.
Schließlich habe er der Volkspartei die besten Ergebnisse beschert und das Zeug dazu, wieder Wahlen zu gewinnen. Die juristischen Auseinandersetzungen und Urteile stünden dem nicht entgegen, so der Tenor. Auch unter Verweis ins Ausland und auf Donald Trump, der wieder zum US-Präsidenten gewählt wurde. Und ins Inland – und die vielen Prozesse, die gegen Strache angestrengt wurden und für diesen entschieden bzw. eingestellt wurden.
Wer macht sich für Kurz stark?
Noch wagt sich niemand namentlich aus der Deckung, doch ÖVP-geführte Länder wie Niederösterreich und Salzburg sprechen sich teils für eine Rückkehr von Kurz aus. Ebenso Teile der Wirtschaft und Industrie. Sie sehen keine gemeinsame Schnittmenge mit der SPÖ vor allem unter der Führung von Andreas Babler, der einen kleinen Kreis um sich schare, der jedenfalls zu links ist und derzeit das Sagen“ hat.
Kurz selbst hält sich weiterhin bedeckt, hätte aber – das sagen Wegbegleiter – natürlich Ambitionen, „es noch einmal allen zu zeigen. Seine Geschichte ist noch nicht fertig erzählt.“ Eine Rückkehr könne sich – so die Comeback-Idee – nur im Zuge einer Neuwahl ereignen. Und zwar an der Spitze der ÖVP oder durch eine eigene Liste. Sollte Karl Nehammer in den nächsten Tagen als ÖVP-Chef gehen, was Freitagmittag für unwahrscheinlich aber auch nicht ausgeschlossen gehalten wird, könnte er auch an die Spitze zurück wechseln.
Source:: Kurier.at – Politik