Pro Trump oder pro Putin? Die AfD im Autokraten-Dilemma

Politik
Alice Weidel beim Wahlkampfauftakt in Halle am 25. Januar 2025 mit Live-Schlatung zu Elon Musk.

Als „mutiger AfDler“ wurde Jörg Urban vom Moderator des rechtsextremen Compact-Magazins gelobt, der sich den Anweisungen seiner Parteichefin Alice Weidel widersetzt hat und in den russischen Urlaubsort Sotschi zum „Brics Europe“-Treffen gereist ist. Kein offizielles Treffen der BRICS-Länder, sondern ein von Russland initiierter Propaganda- und Vernetzungsgipfel, bei dem „abtrünnige“ Europäer hofiert werden und zeigen sollen, dass Moskau in Europa durchaus noch Verbündete hat. Regelmäßig zu Gast ist etwa der Enkel von Charles de Gaulle, Pierre de Gaulle, Anhänger von Marine Le Pen, der in der Vergangenheit die Sanktionierung russischer Oligarchen mit der Judenverfolgung in Europa verglich.

Jörg Urban, Chef der als rechtsextrem eingestuften AfD in Sachsen, war mit zwei Parteikollegen vor Ort: dem Europaabgeordneten Hans Neuhoff und dem Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré, der es mit der Aussage „Deutsche Waffen töten in der Ukraine Russen, aber keine russischen Waffen Deutsche“ in die russischen Medien schaffte. Urban posierte für Fotos, gab Interviews und behauptete, die Sanktionen Europas hätten dazu geführt, dass Unternehmen in Sachsen „schließen oder ins Ausland abwandern“. Anfang Jänner hatte er bei im TV erklärt, es sei nicht relevant, „ob ein Gebiet mehr oder weniger zur Ukraine gehört“.

Die Russland-Nähe der AfD ist wenig überraschend. Doch gab es diesmal auffallend laute Kritik aus der Partei: Weidel erklärte, sie könne nicht verstehen, „was man da eigentlich soll“, hatte mit Konsequenzen bis zum Parteiausschluss gedroht. Von AfD-Co-Vorsitzendem Tino Chrupalla bekam Urban Rückendeckung: Russland stelle keine Bedrohung für Deutschland dar – oder zumindest nicht mehr als Polen.

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Doppelgleisig

Die Debatte offenbart einen alten Richtungsstreit der Rechtspartei, die sich in den Personalien Weidel und Chrupalla niederschlägt: Pro West oder pro Ost – pro Trump oder pro Putin?

Lange hat die AfD aus ihrer Doppelgleisigkeit einen Nutzen gezogen: Auf der einen Seite Tino Chrupalla, das Gegenbild zur politischen Elite, der Handwerksmeister aus dem östlichsten Zipfel Deutschlands, der völkische Stimmen und rechtsextremistische Vorfälle in der Partei abtut und die teils immer noch tief verwurzelte Sowjet-Nostalgie im Osten bedient. Er plädiert dafür, mehr Fachkräfte „aus eigener Kraft“, sprich durch ein Ankurbeln der Geburtenrate in Deutschland, zu generieren. 

Auf der anderen Seite die wirtschaftsliberale Investmentbankerin Alice Weidel, die zwar rechtsextremen Jargon nutzt, sich jedoch als „seriöses“ Gesicht der AfD positioniert und um die Außenwirkung und Professionalität der Partei bemüht ist. Sie sucht den Kontakt zu Rechtspopulisten und Libertären in den USA: Elon Musk warb für sie vor der Bundestagswahl, in US-Vizepräsident JD Vance fand sie einen Verbündeten im Kampf gegen ein Parteiverbot der AfD. Mittlerweile holt die AfD damit auch den wirtschaftsliberalen Transatlantiker aus dem bürgerlichen Milieu ab. Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 holte die AfD in den westdeutschen Bundesländern zwischen 16 und 21 Prozent (in den ostdeutschen Ländern waren es weitaus mehr, in Thüringen 38,6 Prozent).

EPA/HANNIBAL HANSCHKE

Alice Weidel beim Wahlkampfauftakt in Halle am 25. Januar 2025 mit Live-Schlatung zu Elon Musk.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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