Riesiges Budget-Defizit: Wie die kranken Kassen kuriert werden sollen

Politik

Die ÖGK will bei Ärzte-Honorarforderungen und bildgebenden Untersuchungen auf die Bremse steigen, um das Budget zu sanieren.

Die Antwort kam ebenso prompt wie erwartbar: Man dürfe die „ÖGK-Misswirtschaft“ nicht den Ärzten anlasten, wetterte Ärztekammer-Vizepräsident Edgar Wutscher gegen den neuen ÖGK-Obmann Peter McDonald. Dieser hatte angesichts der Finanznot der Krankenkasse laut darüber nachgedacht, dass die Ärzteschaft heuer und 2026 einen Solidarbeitrag leisten soll.

Doch was konkret meint McDonald mit seinem Vorschlag? Was können die Vertragsärzte tatsächlich dazu beitragen, die maroden Kassen zu sanieren?

Der Handlungsbedarf ist jedenfalls groß: Wie berichtet erwartet die ÖGK dieses Jahr ein Bilanzdefizit von rund 900 Millionen Euro. Bei einem Gesamtbudget von 21 Milliarden Euro entspricht das einem Defizit von 4,29 Prozent.

Seitens der ÖGK betont man, dass es vor allem darum gehe, angesichts der laufenden Honorarverhandlungen die hohen Erwartungen der Ärztekammer zu dämpfen. Immerhin seien die Honorare seit dem Jahr 2019 um 642 Millionen Euro gestiegen. Zur Einordnung: 2025 liegen die Aufwendungen der ÖGK für die Vertragsärzte bei rund 3,3 Milliarden Euro.

Ärzte fürchten Gehaltseinbußen

Offenbar geht es um mehr als um bloße Gedankenspiele: „In Briefen wird von Seiten der Kasse bereits offen angedroht, bei den Honorarverhandlungen keinerlei Spielraum zu haben. Das Drohszenario Gehaltseinbußen steht damit im Raum“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Wiener Kammer.

Sie plädiert für einen anderen Ansatz: „Um das solidarische Gesundheitssystem langfristig zu erhalten, müssen Ärztinnen und Ärzte im System gehalten und für das System gewonnen werden: In Wien ist die Anzahl der Kassenärzte seit 2012 um elf Prozent gesunken, während die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum um 16 Prozent gewachsen ist. Zudem sind unzählige Kassenstellen unbesetzt oder noch immer nicht in der Versorgung“, sagt die Ärzte-Vertreterin.

  Trump macht seine "Boygroup" um Milliarden ärmer - doch die schweigt

Zähe Verhandlungen zwischen Kasse und Ärzte stehen also einmal mehr bevor.

Zielgenauer verordnen

Ansetzen will man seitens der ÖGK jedoch auch auf einer zweiten Ebene: In Rundschreiben an die Vertragsärzte appelliere man an diese, bei Verordnungen zielgenauer vorzugehen, schildert eine ÖGK-Sprecherin dem KURIER.

Im Visier der Kasse stehen nicht zuletzt teure Magnetresonanz- und Computertomografien, die hierzulande allzu leichtfertig verschrieben würden. Oft auch auf Druck der Patienten, die nach Internet-Recherchen bereits mit dem konkreten Verlangen nach so einer Untersuchung in die Ordination kommen würden. „Das führt dazu, dass wir eines der bestdurchleuchteten Länder sind“, sagt die Sprecherin. In den Niederlanden etwa würden – bei doppelt so großer Einwohnerzahl – deutlich weniger derartige Untersuchungen durchgeführt werden.

Leistungskürzungen?

Trotz der schwierigen finanziellen Situation soll es für die Patienten zu keiner Einschränkung der Leistungen kommen, betont man seitens der ÖGK. Es sollten allerdings nur jene von den Kassen erstattet werden, die der Patient auch tatsächlich benötigt. Dafür gelte es, sich allein an den entsprechenden medizinischen Leitlinien zu orientieren.

Ärztevertreter Wutscher rät der ÖGK indes, lieber bei sich selbst so sparen, etwa beim teuren Aufbau kasseneigener Gesundheitszentren. Tatsächlich hatte die ÖGK angekündigt, auch die eigenen Strukturen nach Sparpotenzial zu durchforsten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind jedoch noch keine konkreten Maßnahmen bekannt.

…read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.