
„Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein“, heißt es im Matthäusevangelium (19,29 f.). Genau so wird es heute bei den Trauerfeierlichkeiten und dem Geleit von Papst Franziskus zu seiner letzten Ruhestätte sein.
Während am Petersplatz Politiker aller Welt der Trauerfeier beiwohnen, wird ihn eine Gruppe Obdachloser als Letzte zum Grab in der Basilika Santa Maria Maggiore begleiten. Franziskus hätte sich sehr darüber gefreut. Und vielleicht auch ein wenig geschmunzelt, den „Mächtigen der Erde“ die Show, wenn auch nur ein wenig, zu stehlen.
Es ist auch nicht das erste Mal seit seinem Tod am Ostermontag. Immer wieder ging es in diesem Tagen auch um die Menschen, um den Menschen. „Er selbst wollte in erster Linie Mensch sein, und dann erst Papst“, sagt Carmela, Mitte 40, aus Neapel. Hier ist das Volk Franziskus.
Obdachlose trauern um „ihren“ Papst Franziskus
Die obdachlose Rosanna, die unter den Kolonnaden des Petersplatzes sitzt, erzählt: „Der Papst war auch bei mir zu Hause essen.“ Einen Moment lang überlegt man, ob das stimmen kann. Ausgeschlossen ist es nicht. Während man noch nachdenkt, fügt Rosanna hinzu: „Mit bei mir zu Hause meine ich Sant’Egidio. Ich lebe dort schon seit vier Jahren.“
Andrea Affaticati
Rosanna, eine obdachlose Römerin, erzählt: „Papst Franziskus war auch bei mir zu Hause essen.“
Sant’Egidio ist eine in Rom gegründete und heute in 70 Ländern verbreitete christliche Gemeinschaft, die sich der Obdachlosen und der Migranten annimmt, und der Franziskus sehr nahe stand.
Angelehnt an der Vatikanmauer, gleich beim Eingang zum Petersplatz, sitzen Constantin und Salvo.
Andrea Affaticati
Auch die beiden Obdachlosen Constantin und Salvo trauern am Petersplatz um Papst Franziskus.
Constantin ist Rumäne, Salvo Sizilianer, beide sind obdachlos. Constantin ist sich nicht sicher, ob die Lehre des Papstes überleben wird. „Ich bin ihm auf jeden Fall für die Duschen dankbar, die er für uns hat errichten lassen.“ Salvo auch für die Zelte, die am Abend entlang der Kolonnade aufgestellt werden. In diesen Tagen natürlich nicht. „Aber das passt schon, und es ist ja auch nicht mehr kalt.“
Salvo ist außerdem etwas zuversichtlicher, was die Nachwirkung Franziskus’ betrifft. Er meint: „Wie ein Fluss wird sich auch seine Botschaft einen Weg in die Zukunft bahnen.“ Zum Schluss sagen beide noch unisono „Arrivederci Francesco.“
Zwei besondere Szenen kurz vor Franziskus‘ Tod
Zwei ganz besondere Meldungen haben es in diesen Tagen auf die Titelseiten geschafft. Die eine berichtet, dass der Papst einer römischen Strafvollzugsanstalt für Minderjährige 200.000 Euro aus seinem privaten Vermögen hinterlassen hat.
Wie Monsignore Ambarus erzählte, hatte er mit dem Heiligen Vater darüber gesprochen, dass er im Teigwarenlabor im Gefängnis gerne noch mehr Jugendliche anstellen würde. Er habe aber kein Geld, um die Tätigkeit zu erweitern. Daraufhin habe ihm Franziskus geantwortet: „Ich habe zwar schon mein ganzes Geld aufgebraucht, aber etwas auf dem Konto habe ich trotzdem.“
Wie sehr ihm das Schicksal der Häftlinge am Herzen lag, hat er kurz vor seinem Tod gezeigt. Am Gründonnerstag hatte er sich noch zum Gefängnis Regina Coeli fahren lassen. „Er war schon unglaublich gebrechlich“, erzählt Don Vittorio Trani, Seelsorger von Regina Coeli.
„Anwesend waren bei dem …read more
Source:: Kurier.at – Politik